Vienna’s hosting of Ukrainian artists and writers recalls the days of the fin de siècle, when the city was a magnet for intellectuals seeking freedom from Tsarism. But despite strong historical affinities, subtle barriers to solidarity with the Ukrainian exiles remain.
Wir sind gegen das Wort Zigeuner
“Zigeuner” wird vom griechischen Wort “athinganoi” abgeleitet, was “unberührbar” bedeutet und eine Referenz auf die Stellung der Roma im indischen Kastensystem ist. Es handelt sich um eine Fremdbezeichnung, die bereits im 13. Jahrhundert für “asoziale Elemente” benutzt wurde – z. B. im europaweit ersten “Edikt zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens”. Die Nationalsozialisten setzten das Wort schließlich gleich mit “unwertem Leben” und verbreiteten es mit den Mitteln der Massenpropaganda. Auch heute wird dieses Wort immer noch gedankenlos benutzt.
Die Kampagne “Ich bin gegen das Wort ‘Zigeuner'” hat zum Ziel, den Begriff bewusst als das zu präsentieren, was er ist: Ein negativ besetzter Begriff, der eindeutig diskriminierend ist und eine Beleidigung für Roma darstellt. Gleichzeitig sollen Vorurteile gegen Roma und Sinti1 abgebaut und Antiziganismus bekämpft werden.
Die Initiator_innen der Kampagne rund um den Verein Gipsy Music Association fordern das Verschwinden des Begriffs “Zigeuner” aus Medienberichten, Produktpaletten und letztendlich aus dem allgemeinen Wortschatz. Sie weisen darauf hin, dass es der mehrheitliche Wunsch der österreichischen Roma Community ist, nicht als “Zigeuner” bezeichnet zu werden und fordern, das endlich zu respektieren. Der korrekte Ausdruck ist “Roma und Sinti”.
Hier könnte man zu Recht einwenden, dass manche Roma sich selbst “Zigeuner” nennen. Das hat verschiedene Gründe: Der wichtigste Grund ist, dass das Wort “Zigeuner” in verschiedenen Sprachen verschiedene Bedeutungen hat. In Ungarn und Rumänien nennen sich die Roma mit Stolz “Zigeuner”, in der Slowakei ist das Wort jedoch gleichbedeutend mit “Dieb”. Aber auch Roma sind sich der Bedeutung des Wortes und seiner negativen Konnotation oft gar nicht bewusst. Daher betonen die Initiator_innen, wie wichtig es ihnen ist, dass sich die Kampagne an alle richtet: an Roma genauso wie an Nicht-Roma.
Zentrales Element der Kampagne sind Fotos von Menschen aus Politik, Medien und anderen Bereichen, die ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift: “Ich bin gegen das Wort ‘Zigeuner'” halten. Die Unterstützung ist überraschend groß: Mehr als 1.000 Menschen haben sich bereits fotografieren lassen. Diese Fotos werden in Ausstellungen, einem Buch und einem Video präsentiert sowie in der Öffentlichkeits- und Medienarbeit eingesetzt. Ergänzt wird die Kampagne durch Workshops z. B. in Schulen, in denen Vorurteile über Werte, Kultur und Image der Roma abgebaut werden sollen.
“Ich bin gegen das Wort ‘Zigeuner'” wird von vielen Roma- und Nicht-Roma-Organisationen unterstützt.
Roma und Sinti sind die größten ethnischen Minderheiten in Europa, in den EU-Mitgliedstaaten leben etwa 10 bis 12 Millionen. Sie wurden durch Ansiedlungsverbote, Vogelfreiheit, Verfolgung und Berufsverbote zum Wandern gezwungen. Heute leben etwa 95 per cent der Roma und Sinti sesshaft. Obwohl also die Zeit der "wandernden Roma" lange vorbei ist, hält sich dieses Bild -- neben zahlreichen anderen, meist negativen Stereotypen -- hartnäckig.
Published 7 January 2014
Original in German
First published by IG Kultur Österreich (hg.), Romanistan ist überall. Markierungen im unwegsamen Gelände, 2013
© Gilda-Nancy Horvath / Eurozine
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