Russlands Zukunft und der Krieg
I.
Wenn wir heute über die Zukunft Russlands sprechen, ist das in gewissem Sinne wie ein Gespräch über das Leben nach dem Tod. Russland befindet sich mitten in einer Katastrophe, der Krieg geht immer weiter und das Grauen erfasst uns, wenn wir daran denken, was Russland bereits getan hat oder was unsere Landsleute im Namen Russlands in der Ukraine verbrochen haben.
Ich habe zwei Bilder auf meiner Facebook-Seite gespeichert, die ich jedes Mal beim Öffnen sehe, auf dem einen sieht man ein sehr junges Mädchen, das seine etwa einjährige Tochter aus der Flasche füttert. Dieses Foto wurde berühmt, als die beiden nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ihr Haus getötet wurden. Auf dem anderen Foto sitzt ein 40-jähriger Mann mit Freunden in einem Café und zeigt ihnen lachend seinen Ausweis. Auch er wurde getötet. Das war’s, er lacht nicht mehr. Der Gedanke an Hunderttausende von Toten, an die Zerstörung eines friedlichen, durchaus wohlhabenden Lebens, ist entsetzlich. Und wenn wir an die individuellen Tragödien denken, existiert die Geschichte nicht. Sie hat in dieser Perspektive keine Bedeutung.
Ich habe keinen Zweifel daran, dass Russland dafür zur Rechenschaft gezogen werden wird. Ich bin mir sicher, dass wir dieser Abrechnung nicht entgehen werden, auch wenn ich nicht weiß, wann und wie sie stattfinden wird. Für mich ist das keine Frage der kollektiven Verantwortung, sondern eher eine Frage des kollektiven Karmas.
2.
In der Zwischenzeit müssen wir meiner Meinung nach bestimmte Fallstricke vermeiden, wenn wir darüber nachdenken, wie und warum dieser Krieg möglich wurde, wie er enden könnte und was danach kommt. Entsetzen und Wut zwingen uns, kategorisch zu denken und die Realität angesichts des Krieges zu vereinfachen. Als ob die Radikalität unseres Denkens ihn aufhalten könnte. Es handelt sich um eine sehr verständliche Reaktion.
Viele russische Intellektuelle und so genannte einfache Menschen sind heute deprimiert. Der Terror und das Wissen um die eigene Hilflosigkeit lassen sie verstummen. Sie fühlen sich als unbedeutende, hilflose Minderheit und überlassen daher dem Bösen, das das Land okkupiert hat, die Arena. Genau das ist aber das Ziel von Despotismus – Autokratien versuchen, unsere Wahrnehmung der tatsächlichen Machtverhältnisse in der Gesellschaft zu verzerren und unsere Bereitschaft zum Widerstand zu verringern.
Es liegt in Putins Interesse, die Dinge so darzustellen, dass diejenigen, die in der ukrainischen Stadt Butscha und an anderen Orten Menschen gefoltert und ermordet haben, das wahre Russland seien und es gar kein anderes Russland gebe. Es liegt in seinem Interesse, zu behaupten, dass Demokratie in Russland nicht nur gescheitert, sondern dass sie dort grundsätzlich unmöglich sei. Oder darauf zu bestehen, dass Russland trotz seiner Modernisierungsversuche jetzt wieder auf seinen »ursprünglichen und natürlichen« Weg zurückgekehrt sei; an jenen Punkt, von dem es vor fünfunddreißig Jahren ausging.
Und ich möchte über derartige Vereinfachungen sprechen, die sowohl unter russischen Intellektuellen als auch im Westen verbreitet sind und die uns den Halt rauben und uns schwächen.
3.
Erstens befindet sich Russland heute inmitten einer Katastrophe. Allerdings ist Russland nicht das einzige Land, das in seiner Geschichte eine solche Katastrophe erlebt hat, und es ist auch nicht das einzige Land, das einen ungerechten Eroberungskrieg führt. Für einige Länder, die in der Vergangenheit solche Kriege geführt haben, wurde ihre Niederlage zu einem Wendepunkt in ihrer Geschichte. Wir kennen diese Beispiele. Und das ist ein wichtiger Grund, warum für russische Intellektuelle die Hoffnung und der Wunsch, dass die Ukraine standhält, ein persönliches und tiefes Gefühl ist. Ein Sieg Russlands in der Ukraine wäre tatsächlich eine Katastrophe, während die Vorstellung einer Niederlage Russlands Hoffnung und ein Gefühl der Chance vermittelt. Ich möchte hier mit Nachdruck betonen, dass ein ungerechter Krieg zwar eine Katastrophe ist, aber sicher nicht das Ende der nationalen Geschichte bedeutet.
4.
Mein zweiter Punkt ist folgender: Der aggressive Krieg, den Putin gegen die Ukraine begonnen hat, ist zugleich ganz offenkundig eine Aggression gegen das »Europäische« in Russland, eine Aggression gegen Russlands eigenes europäisches Potenzial. Das globale geschichtliche Ziel dieses Krieges ist aus Putins Sicht ein totaler Bruch Russlands mit dem Westen, der in seiner Vorstellung den Weg zu einer radikalen Entwestlichung Russlands eröffnen soll.
Tatsächlich waren die fünfunddreißig Jahre seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion trotz aller Komplexität, Widersprüche und Verzerrungen dieses Prozesses für Russland eine Ära tiefgreifender und vielfältiger Modernisierung in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht. Selbst das letzte Jahrzehnt – die 2010er Jahre, als Putins Autokratie bereits Gestalt annahm – war in Russland durch die Entstehung eines mächtigen unabhängigen Journalismus, eines großen Sektors nichtstaatlicher Organisationen der Zivilgesellschaft und das Aufkommen einer neuen politischen Generation gekennzeichnet, die durch eine ganze Reihe von Massenprotesten bekannt wurde und deren Gesicht Alexei Nawalny wurde.
Meiner Meinung nach hat all das – die politischen Auswirkungen der Modernisierung – den aktuellen Gegenangriff der ultrakonservativen Kräfte provoziert. Die großangelegte Invasion in der Ukraine wurde zu einem Instrument für die Mobilisierung der revanchistischen Bereiche in der russischen Gesellschaft. Der Eroberungskrieg gegen die europäische Wahl der Ukraine sollte alle archaischen Kräfte in Russland mobilisieren und tat dies auch, um die Modernisierungsbemühungen der letzten Jahrzehnte zu untergraben.
5.
Mein dritter Punkt ist folgender: Die intensive – wenn auch umstrittene – Modernisierung und Verwestlichung Russlands seit den späten 1980er Jahren haben zu einer Verschärfung des Wettbewerbs und zu sozialen Konflikten geführt. Es handelt sich um Konflikte zwischen dem sich modernisierenden Russland und seiner neuen politischen Generation auf der einen Seite und den Kräften des paternalistischen und archaischen Staatsnationalismus auf der anderen Seite.
Eine derartige Verschärfung sozialer Konflikte ist nicht einzigartig in der Geschichte der Menschheit und kann auch nicht als Beweis dafür dienen, dass Russland nicht für die Demokratie geeignet ist. In gewisser Weise kann diese Konfrontation mit der Zeit in der europäischen Geschichte verglichen werden, als nach dem Ersten Weltkrieg die europäischen Imperien zusammenbrachen und in vielen Ländern durch junge republikanische Regime ersetzt wurden. In den folgenden fünfzehn bis zwanzig Jahren wurden diese instabilen Demokratien (einschließlich der österreichischen und deutschen) von rechtsextremen Kräften überrollt, die dann einen großen Krieg in Europa auslösten. Und – seien wir ehrlich – hatte irgendjemand wirklich Grund zu glauben, dass eine Demokratie in Deutschland möglich sei, nachdem es zwei Weltkriege ausgelöst hatte und seine einzige Erfahrung mit Demokratie die fünfzehn Jahre Weimarer Republik waren, deren dramatischer Niedergang die bekannten Folgen nach sich zog?
In den 1990er Jahren befand sich Russland nach siebzig Jahren kommunistischer Erstarrung in der ersten Phase seiner republikanischen Geschichte. Wie in vielen anderen Ländern war dies gleichzeitig eine Periode politischer Korruption, eines schwachen Staates und mangelhafter Strafverfolgung sowie eines instabilen und chaotischen Parteiensystems, was in der Folge zu einem Anstieg des nationalistischen Revanchismus und zur weitverbreiteten Forderung nach einer »starken Macht« führte.
Die Schwäche der russischen Demokratie wurde durch den Umstand verschärft, dass Russland in den 2000er und 2010er Jahren auch mit Öl- und Gaseinnahmen überschwemmt wurde. Diese Einnahmen führten einerseits zum Wachstum der russischen Megalopolen und zur Herausbildung einer neuen politischen Generation, andererseits zur ungezügelten Bereicherung der korrupten Elite, die zu Organisator und Basis der nationalkonservativen Revanche wurde.
6.
Aber ich möchte den Rahmen unserer Betrachtung noch erweitern. Historisch gesehen ist Russland ein Teil der großen Peripherie Europas, ein Gebiet, das nicht Europa ist, zugleich aber seit Jahrhunderten mit Europa eng verbunden ist und von ihm stark beeinflusst wird. Diese Peripherie ist nicht nur auf Russland beschränkt. Unter großer europäischer Peripherie verstehe ich jene Länder und Regionen, in denen es eine Elite gibt, die proeuropäische Ideen vertritt, die allerdings mit anderen zivilisatorischen Einflüssen und sozialen Doktrinen in Konkurrenz und Rivalität stehen. Der Balkan, die Türkei (bis zu einem gewissen Grad), die Ukraine, Weißrussland, Russland und selbst der Transkaukasus können dieser Zone – der großen europäischen Peripherie – zugerechnet werden.
Wenn wir zurückblicken, stellen wir fest, dass die Grenze Europas – die Grenze, die den Raum des europäischen Projekts definiert – ständig in Bewegung war. Aus Voltaires Perspektive Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Strahlen der europäischen Aufklärung gerade erst begonnen, die deutschen Lande zu erleuchten. Für Voltaire befand sich Europa im Dreieck zwischen Paris, London und Amsterdam. Die Wiener wiederum kennen das berühmte Bonmot von Metternich, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts, fünfzig Jahre nach Voltaire, sagte: »Asien beginnt am Rennweg.« Er meinte damit, dass man sich, wenn man sich vom Zentrum Wiens Richtung Osten bewegt, sehr schnell in einem Raum wiederfinde, den man kaum noch als europäisch bezeichnen könne.
Heute hat sich die Grenze Europas weit nach Osten verschoben, obwohl man, wenn man in der von Metternich angegebenen Richtung reist, auch heute noch immer zahlreiche Merkmale europäischer Peripherie und Hinweise auf den unvollendeten Kampf zwischen Europäischem und Nichteuropäischem oder gar Antieuropäischem finden kann; zum Beispiel in der Slowakei, in Ungarn und auch in Polen.
In der nächsten Zone, von Russland und Weißrussland bis in den Transkaukasus, die Türkei und dem Balkan, ist der Kampf zwischen Europäischem und Antieuropäischem deutlich sichtbar und nimmt oft dramatische oder sogar tragische Formen an. Gleichzeitig wäre es kurzsichtig und falsch, die europäischen Bestrebungen eines Teils der Eliten und der Bevölkerungen dieser Gebiete als etwas Oberflächliches, Nicht-Organisches und Zufälliges zu verstehen. Auch wenn Putin und andere Feinde der europäischen Idee in diesen Gebieten uns versichern wollen, dass dem so wäre. Die historischen Fakten widersprechen dem – diese Gebiete spüren seit mehreren Jahrhunderten die Anziehungskraft Europas, die die jeweiligen intellektuellen Eliten in ihrem Streben nach Modernisierung inspiriert. In dieser Hinsicht sind sie eine Erweiterung und eine andere Dimension Europas.
Wir wissen nicht, ob und wann diese Rivalität in den verschiedenen Teilen der europäischen Peripherie erfolgreich enden wird. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt: Solange die proeuropäischen Ideen und Kräfte in diesen Ländern einflussreich bleiben oder zumindest nicht unterdrückt werden, stellen sie ein Gegengewicht zu den antieuropäischen Kräften in diesem Bereich dar und gewährleisten eine Periode friedlicher Koexistenz dieser Peripherie mit Europa.
7.
In der russischen Geschichte lässt sich die sich wiederholende Bewegung dieses Pendels gut beobachten – Perioden proeuropäischer Modernisierung folgen auf Perioden mit antieuropäischer Agenda. Auf die rasche Anpassung an europäische Modelle und Praktiken in der ersten Periode folgt eine Periode der Feindseligkeit gegenüber dem Europäischen und das Bestreben, ihm die »nationale« oder gar »zivilisatorische« Identität Russlands entgegenzusetzen.
Das bolschewistische Projekt des 20. Jahrhunderts war wahrscheinlich die längste Periode des russischen Antieuropäismus und der umfangreichste und blutigste Versuch, in Russland ein System von Institutionen und Werten zu etablieren, das den europäischen diametral entgegengesetzt ist. Als das sowjetische Regime in den 1960er Jahren in eine Phase der Demobilisierung eintrat, führte dies innerhalb weniger Jahrzehnte zur Herausbildung einer proeuropäischen sowjetischen Elite, die dann eine antikommunistische und prowestliche Revolution im Lande anführte.
Ab Mitte der 1980er Jahre bis Mitte der Nullerjahre und darüber hinaus übernahm Russland rasch europäische Modelle und Praktiken, trotz aller Probleme und Schwierigkeiten, die dieser Prozess mit sich brachte. Die Konsolidierung der antieuropäischen Kräfte begann in den späten 2000er Jahren und verstärkte sich Mitte der 2010er Jahre drastisch. Mit dem Ölreichtum setzte sich bei einem Teil der russischen Bevölkerung und der Eliten die Gewöhnung an erhöhte Renditen durch, Korruption und die Idee wirtschaftlicher Autarkie wurden polulär, was durch die Vorstellungen zivilisatorischer Exklusivität und Revanchismus der »Großmacht« noch einmal verstärkt wurde.
Diese Pendelbewegungen spiegeln die unterschiedlichen Konstellationen von pro- und antieuropäischen Kräften innerhalb der russischen Gesellschaft wider.
Langfristig gesehen ist der antieuropäische Modus der russischen Politik also nicht natürlicher und organischer als der entgegengesetzte. Beide sind konstitutive Elemente der russischen Geschichte. Darüber hinaus ist ein vollständiger Bruch mit Europa, wie wir ihn derzeit im Land erleben, für Russland weitgehend unnatürlich. Zu Sowjetzeiten war er durch die messianische Idee der Schaffung einer neuen Gesellschaftsordnung gerechtfertigt. Heute gibt es dafür keine Rechtfertigung mehr und das einzige Motiv ist die angeblich angeborene Feindseligkeit des Westens gegenüber Russland. Ein solch radikaler Bruch mit dem Westen ist in Russland nur möglich, wenn extrem despotische Formen der Kontrolle über die Gesellschaft eingeführt werden, wie wir sie jetzt in Russland sehen. Und diese Verbindung zwischen Despotismus und antiwestlichem Ressentiment zeigt die Unnatürlichkeit eines solchen Staates. Nach einiger Zeit, wenn sich die Überwachung als zu teuer erweist oder wenn andere wirtschaftliche oder politische Faktoren ins Spiel kommen, werden wir eine Rückkehr erleben – eine Umkehrung des Pendels und die Berufung des neuen Russlands auf Europa, auf seine sozialen Erfahrungen und Modelle.
8.
Ich möchte die Aufmerksamkeit noch auf eine andere Regelmäßigkeit bei den Schwankungen des russischen »europäischen Pendels« lenken. Perioden der proeuropäischen Orientierung Russlands fallen sehr oft mit eindeutigen Erfolgen Europas und des europäischen Projekts zusammen und werden in gewisser Weise durch diese auch stimuliert. Umgekehrt fallen Zeiten der Desillusionierung gegenüber Europa und des Vorherrschens antieuropäischer Kräfte in Russland mit Zeiten der Krise, der Instabilität und der Zögerlichkeit in Europa selbst zusammen. Es war kein Zufall, dass in der Sowjetunion die zielstrebige Errichtung einer totalitären Alternative zum europäischen Projekt begann, als Europa im 20. Jahrhundert in eine Ära brutaler Kriege, instabiler Republiken und des an deren Stelle getretenen rechten Nationalismus stürzte. Als umgekehrt Europa einen nachhaltigen Wachstumspfad erreichte, den Zugang der Bürger zu den Vorteilen dieses Wachstums durch die Schaffung einer Massenkonsumgesellschaft demokratisierte und einen Durchbruch bei der europäischen Integration erzielte, löste das die Krise und schließlich den Zusammenbruch des totalitären antieuropäischen Imperiums im Osten aus.
Diese Verflechtung ist ein weiterer Grund, warum wir sagen können, dass sowohl die russische als auch die ukrainische Geschichte der letzten Jahrhunderte in gewisser Weise ein Teil der europäischen Geschichte sind. Die Schwächung der soft power Europas trägt zur Konsolidierung eines antieuropäischen Revanchismus an der europäischen Peripherie bei und umgekehrt. Es liegt auf der Hand, dass das europäische Projekt heute sowohl von außen als auch von innen angegriffen wird; seine soft power schwindet und seine Sicherheit lässt nach.
9.
Heute – vor dem Hintergrund der Schrecken der russischen Aggression – ist es sehr schwierig, Russlands Advokat zu sein. Es geht mir nicht darum, die Russen in irgendeiner Weise freizusprechen, sondern vielmehr darum, zu betonen und zu zeigen, dass dieser Krieg gegen die Ukraine und deren proeuropäische Entscheidung eine Art Fortsetzung und Externalisierung des Kampfes innerhalb Russlands selbst in dieser Frage ist.
Wie ich oben erklärt habe, stellen der Erfolg der Ukraine und die Niederlage Russlands eine Chance und Hoffnung für Russland dar. Aber es sieht so aus – und das letzte Jahr lieferte neue Beweise dafür –, dass dieser wünschenswerte Ausgang vermutlich nicht das Ergebnis eines rein ukrainischen Sieges auf dem Schlachtfeld sein wird; wahrscheinlich wird es eher das Ergebnis der militärischen Stärke der Ukraine und der gleichzeitigen Schwächung von Putins Regime sein, das heißt das Ergebnis der Ablehnung dieses ungerechten Krieges in Russland selbst.
Deshalb ist Widerstand so wichtig. Die Sichtweise, Russland sei von Natur aus »organisch« antiwestlich, spiegelt nur Putins Vorstellung von einer grundsätzlichen und organischen Feindschaft des Westens gegenüber Russland wider. Die Betrachtung Russlands als Imperium des Bösen und die Ansicht, das liberale und proeuropäische Projekts sei in Russlands Geschichte endgültig gescheitert, sowie die radikale mentale Abtrennung Russlands von Europa – all das vermittelt den Kriegsgegnern und proeuropäischen Kräften in Russland das Gefühl, eine hilflose Minderheit zu sein. Putins Projekt der radikalen Entwestlichung Russlands wird dadurch nur verstärkt und befördert.
Text des Eröffnungsvortrages der Literatur im Herbst Festival 2023.
Published 4 March 2024
Original in Russian
Translated by
Erich Klein
First published by Alte Schmiede / Eurozine
© Kirill Rogov / Alte Schmiede / Eurozine
PDF/PRINTIn collaboration with
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