Nicht aufhören können
Die Vietnampolitik Richard Nixons als Paradigma des Kalten Kriegs
Eigentlich hätte der Krieg Anfang 1969 ein Ende finden müssen. “Nach der Wahl 1968 standen mir alle Möglichkeiten offen, Knall auf Fall aus Vietnam rauszugehen”, sagte Richard Nixon Jahre später während eines Treffens mit der militärischen Führungsspitze.1 In seinem damaligen Wahlkampf hatte er die Konkurrenten von der Demokratischen Partei wegen ihrer Unfähigkeit zum Frieden als Versager gegeißelt und sich selbst als Kandidaten angepriesen, der binnen kürzester Frist die “Jungs” nach Hause holen würde. Und dieses Versprechen ebnete ihm den Weg ins Weiße Haus. 30 000 Soldaten hatten bis zu diesem Zeitpunkt ihr Leben im Dschungel und in den Reisfeldern gelassen, fast die Hälfte von ihnen allein im Jahr 1968. Die Bevölkerung war kriegsmüde, die Jugend rebellierte auf den Straßen, die politische Elite war zerstritten wie selten, Intellektuelle und Akademiker kündigten ihre Loyalität auf: Die amerikanische Gesellschaft haderte mit sich, wie seit den Tagen des Bürgerkriegs nicht mehr. Und allen Erwartungen zum Trotz zeigte der Feind keine Ermüdungserscheinungen. Ob man die US-Kampftruppen zurückziehen sollte, war längst nicht mehr die Frage. Diskutiert wurde nur noch, wann und wie schnell ein neuer Präsident das Unvermeidliche in die Wege leiten würde.
Richard Nixon wäre beim Urnengang gescheitert, hätten die Wähler von den Intrigen hinter ihrem Rücken gewußt. Während er öffentlich von einem “Geheimplan” für den Frieden sprach, nahm er mitten im Wahlkampf insgeheim Kontakt zum südvietnamesischen Präsidenten auf. Nguyen Van Thieu war in den Wochen und Monaten zuvor von Lyndon B. Johnson aufgefordert worden, sich mit einer eigenen Delegation an den Pariser Friedensverhandlungen zu beteiligen – was seinen Verdacht bestätigte, von den USA alsbald fallengelassen zu werden. Nixon hingegen sandte beruhigende Signale aus. Nicht nur ermutigte er Thieu im Boykott der Pariser Gespräche. Er stellte obendrein in Aussicht, daß die USA sich noch stärker am Krieg beteiligen und auf einen schnellen Sieg hinarbeiten würden. “Wir mußten die Sache durchstehen”, gab Nixon im Rückblick zu verstehen. “Aber nicht notwendigerweise auf die gleiche Art und Weise, wie sie bis dato ausgefochten worden war.”2
“Wir mußten die Sache durchstehen.” So hatten auch alle Amtsinhaber vor Nixon argumentiert. Wie er waren sich Harry Truman, Dwight D. Eisenhower, John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson darüber im klaren, daß die Risiken eines Scheiterns in Vietnam deutlich größer waren als die Aussicht auf einen Erfolg. Trotzdem hielten sie unbeirrt an dem Ziel fest, eine Regierungsübernahme durch die Kommunisten oder eine Koalitionsregierung mit kommunistischer Beteiligung im Süden des Landes zu verhindern. Wie seinen Vorgängern war Nixon regelmäßig zur Kenntnis gebracht worden, daß ein so definiertes Engagement unrealistisch sei und nur die Kosten, nicht aber den Ertrag steigern würde. Trotzdem arbeitete kein Präsident ernsthaft an einer “exit option” – an einem Plan für einen zeitigen Rückzug. Im Gegenteil. Truman und Eisenhower wußten, daß die französischen Truppen in ihrem Bemühen, eine abtrünnige Kolonie zurückzugewinnen, auf verlorenem Posten standen – und finanzierten am Ende den Franzosen 80 Prozent ihres Kriegs. Kennedy und Johnson erlebten Jahr um Jahr, wie wenig mit militärischen Mitteln gegen die Wucht eines in vormaligen Kolonialgebieten erwachenden Nationalismus auszurichten war – und schickten erst Militärberater, dann Bodentruppen und schließlich eine Streitmacht von 550 000 Mann ins Feld. Keiner dieser Präsidenten ist blindlings in den Krieg hineingeschlittert, keiner traf seine Entscheidungen im Unwissen um die wahrscheinlichen Konsequenzen.
Die Geschichte amerikanischer Kriegsherren in Vietnam ist mithin die Geschichte von Männern, die sich selbst und ihrer Umwelt wider alle Evidenz einredeten, eine Lösung parat zu haben. Die Rede ist von Politikern, denen es nicht an Einsicht in das Offenkundige fehlte, wohl aber am Willen, die naheliegenden Schlüsse zu ziehen. Den Vietnamkrieg aus amerikanischer Sicht zu begreifen, heißt also zu verstehen, weshalb fünf Präsidenten 25 Jahre lang ein und denselben Satz zum Programm erhoben: “Wir mußten die Sache durchstehen.” Oder wieso sie, einer wie der andere, es als “lebenswichtig” definierten, Vietnam nicht zu “verlieren” und warum sie von dem “unverzichtbaren Ort” Vietnam sprachen. Wie es scheint, liegt die Antwort im Zusammenspiel mehrerer, sich ergänzender und wechselseitig verstärkender Faktoren.
Erstens schlüpften alle amerikanischen Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg in die Rolle imperialer oder hegemonialer Machtverweser. Wie diese definierten sie “Glaubwürdigkeit” als die wichtigste psychologische Ressource der Macht – Wort zu halten, das Gesicht nicht zu verlieren und vor allen Dingen gegenüber Freund wie Feind gleichermaßen unmißverständlich aufzutreten. Weltmacht konnte demnach auf Dauer nur sein, wer nicht im Verdacht stand, beim Einsatz seiner Instrumente, vorweg der militärischen, zu zögern. “Credibility” fußt also auf einer ebenso einfachen wie weitreichenden Prämisse: Machtmittel werden erst zu Insignien der Macht, wenn sie mit einem kontinuierlich demonstrierten Willen zu ihrer Wahrung und Mehrung einhergehen. Der geographische Ort Vietnam war demgegenüber völlig unbedeutend, ein Stück Land ohne nennenswerte Rohstoffe, irrelevant als Markt und zweitrangig als geostrategisches Pfund. Richard Nixon: “Vietnam als solches war nicht bedeutend. Was am Beispiel Vietnam zählte, war, daß Freunden und Verbündeten demonstrativ amerikanische Unterstützung und unseren Feinden amerikanische Willensstärke vor Augen geführt wurde.” Es ging also um die Symbolik der Tat – in Schlüsselregionen wie Asien und Europa mit einer Entschiedenheit aufzutreten, die potentiellen wie realenKonkurrenten ihre Grenzen aufzeigte und sie in denselben hielt. Und die demonstrativ vor Augen führte, daß die USA zu ihren Verpflichtungen standen, es mithin nicht an Washington lag, wenn ein Klient in Turbulenzen geriet. Noch einmal Nixon: “Wir werden diesen Krieg nicht verlieren – ‘wir’, die Vereinigten Staaten. […] Ich kann unter keinen Umständen umhin, […] die ganze Macht dieses Amtes […] dafür einzusetzen, eine Niederlage der Vereinigten Staaten zu verhindern. Ich sag es ganz offen und auf den Punkt genau. Südvietnam wird vielleicht verlieren, aber die Vereinigten Staaten können nicht verlieren.”3
Zweitens kam einer so definierten Glaubwürdigkeit unter den Bedingungen des Kalten Kriegs eine über die Maßen proportionierte Bedeutung zu. Im Kalten Krieg im allgemeinen wie in Vietnam im besonderen ging es nämlich, wie der amerikanische Journalist und Politikberater Leslie Gelb zu Recht anmerkt, nicht um einen militärischen Sieg im klassischen Sinn der Eroberung, Behauptung und Beherrschung neuen Terrains. Vielmehr handelte es sich um einen psychologischen Abnutzungskrieg mit dem Ziel, Wille und Kraft zur Expansion im besten Falle aufzuzehren, im mindesten Fall durch dauernden Verschleiß zu bändigen. Folglich ging es nie um einen Angriff auf Nordvietnam, stets aber darum, keinen Zweifel daran zu lassen, daß der Norden mit dem Versuch, im Süden des Landes einen Guerillakrieg anzuheizen und zu gewinnen, zum Scheitern verurteilt war. Diesen Status als Garantiemacht wider Subversion und Aufstand wollten sich die USA verbriefen lassen – in Gestalt eines Abkommens für Vietnam, in dem die Gegenseite einen politischen Machtverzicht unterschrieb. Glaubwürdig war in dieser Sicht der Dinge, wer mit einem längeren Atem und einem größeren Stehvermögen ausgestattet den “breaking point” des Feindes knackte. Genauer gesagt, jenen Punkt erreichte, an dem der Feind die Unzulänglichkeit seiner militärischen Mittel erkannte und auch politisch die Waffen streckte. Im Rennen um diesen “Kipp-Punkt” gegenüber einem Land wie Vietnam den kürzeren zu ziehen, hätte in amerikanischer Perspektive alle Koordinaten ihrer Weltmachtpolitik, erst recht des Kalten Kriegs auf den Kopf gestellt.4 Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. “Ich weigere mich einfach anzuerkennen”, so Henry Kissinger im Sommer 1969, “daß eine kleine, viertklassige Macht wie Nordvietnam keinen ‘breaking point’ hat.”5
Man mag diese Starrköpfigkeit für Ignoranz halten. Mehr noch aber spiegelt sich darin ein drittes Charakteristikum amerikanischer Vietnampolitik: wie eine auf Glaubwürdigkeit fixierte Politik sich sukzessive ihrer Optionen beraubt und am Ende in einer selbstgestellten “Glaubwürdigkeitsfalle” landet. Seit Truman erhöhte jeder Präsident den Einsatz in Vietnam und damit auch den Druck, den gesetzten Zielen gerecht zu werden. Die Grenzlinie von Selbstverpflichtung zur Selbstfesselung wurde an dem Tag überschritten, als zum ersten Mal das Wort “vital” – “lebenswichtig” – fiel. Mit diesem Wort veränderten sich die Maßstäbe, an denen Politik gemessen wird, grundlegend. Wer symbolisches Kapital in diesem Umfang investiert, muß um den Preis politischer Bonität willen sein Versprechen einlösen. Er ist zum Erfolg verdammt und hat, um mit Richard Nixon zu sprechen, fortan “die Sache durchzustehen” – Entscheidungen wider besseres Wissen und Ignorieren der Realität inklusive. In diesem Sinne trifft der vielbelächelte Satz, Berlin werde in Saigon verteidigt, den Kern der Sache. Wie Leslie Gelb schreibt: “Worte machten aus Vietnam ein Vorzeigeobjekt – ein asiatisches Berlin.”6
Die damit einhergehende Verengung des intellektuellen und politischen Horizonts setzte in den 1950er Jahren ein. Johnson und Nixon erlagen ihr vollends: Rückzug steht für Niederlage, Niederlage für Demütigung, Demütigung für nationale Katastrophe und mithin für das Ende der amerikanischen Weltmacht. Das Reden in der “Glaubwürdigkeitsfalle ” kennt nur den Fundus einer planierten Semantik und klingt wie eine verhakte Schallplatte: “In Vietnam geht es zu 70 Prozent darum, nicht gedemütigt zu werden” – der stellvertretende Verteidigungsminister John McNaughton im März 1965. “Amerika gewinnt die Kriege, die es anfängt. Behalten Sie das immer im Auge” – Lyndon B. Johnson im Jahr 1967. “Es geht […] um das Überleben der USA als Weltmacht […] Im Falle einer Niederlage in Vietnam wird das amerikanische Volk sich nie wieder an anderen Orten behaupten.” Und: “Die Art, wie wir diesen Krieg beenden, ist entscheidend für Amerikas Position in der Welt und für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft” – Richard Nixon und Henry Kissinger im Herbst 1969 sowie bei ungezählten anderen Gelegenheiten.7
“Undenkbar” schien ein Mißerfolg nicht zuletzt, weil die “Glaubwürdigkeitsfalle ” auch in der Innenpolitik aufgestellt war. Welchen Furor die extreme Rechte entfachen konnte, wenn sie sich die Rhetorik der “lebenswichtigen Regionen” zu eigen machte, war seit den späten 1940er Jahren bekannt. Die damalige Debatte über den “Verlust Chinas ” hatte nicht allein Senator McCarthy großgemacht, sondern allen Präsidenten eine deutliche Warnung mit auf den Weg gegeben. Wer sich dem Vorwurf aussetzte, “weich” gegen die Kommunisten zu sein, lief Gefahr, die Unterstützung der konservativen Führung des Kongresses und damit die für Gesetzgebungsverfahren erforderlichen Mehrheiten zu verlieren. Gerade liberale Präsidenten wie Kennedy oder Johnson hätten damit ihre Wiederwahl aufs Spiel gesetzt. Aber auch ein Konservativer wie Richard Nixon wurde von den populistischen Geistern, die er in den 1950er Jahren selbst gehätschelt hatte, eingeholt. Im Wahlkampf des Jahres 1972 begegnete ihm mit George Wallace ein Wiedergänger Joseph McCarthys, der dessen Parole vom “Siegfrieden” in Korea auf Vietnam münzte und eine Vorwahl nach der anderen gewann, ehe ihn die Kugeln eines Attentäters an den Rollstuhl fesselten. Aber auch ohne den Demagogen Wallace sah sich Nixon in einer Falle. Zehntausende GIs in Vietnam zu opfern und am Ende einen Kompromißfrieden mit den Kommunisten zu schließen, “würde uns innenpolitisch erledigen. Wenn Saigon fallen sollte und in der Folge das Morden beginnt, dann […] würden alle sagen: ‘Wofür habt ihr 50 000 Amerikaner verloren?'”8
Selbstverständlich ließe sich das Argument auch umdrehen und sagen: Eben weil bereits so viele Opfer gebracht wurden, kann und soll der Krieg nicht weitergehen. Vielleicht hätten Nixons Konkurrenten vom Schlage eines Robert Kennedy oder Hubert Humphrey diesen Schluß gezogen. Aber die Wahl hatte Richard Nixon gewonnen. Und mit ihr werden wir viertens daran erinnert, das Handeln von Kriegsherren nicht allein aus dem Kontext politischer Traditionen oder institutioneller Zusammenhänge zu erklären. Denn gerade am Beispiel Nixon zeigt sich, daß persönliche Idiosynkrasien – das Ensemble von Erfahrungen, Neigungen, Eigenheiten und biographischen Prägungen – ebenso bedeutsam, wenn nicht sogar wichtiger sein können.
Für Richard Nixon stand in Vietnam mehr als das von den Vorgängern investierte politische Kapital auf dem Spiel. Der Krieg war ihm Chiffre und Prüfstein seines individuellen Wirkens und Lebens. Bei Nixon ist das Politische nicht nur mit Persönlichem durchwirkt, sondern das Politische ist das Persönliche und umgekehrt. Jenseits des Buhlens um Mehrheiten nutzte er die öffentliche Bühne stets als Forum, um die vermeintliche Scharte einer Herkunft aus kleinen Verhältnissen auszuwetzen. Daher die Janusköpfigkeit seines seit den späten 1940er Jahren gepflegten politischen Stils. Die Tiraden auf die Ostküstenelite, auf die reichen Sprößlinge mit ihren Harvard- oder Yale-Diplomen, auf alle Arrivierten in der Kultur-, Medien- und Geisteswelt bedienten einerseits die Erwartungen jenes Kleinbürgertums, das Nixon im Zeichen einer “populistischen Wende” für die Republikanische Partei zu erschließen begann. Andererseits meinte Nixon, was er sagte. Er wähnte sich zeit seines politischen Lebens von einem feindlichen Establishment umstellt und gekränkt. Sein Ehrgeiz geriet folglich zur Obsession: die Sulzbergers, Rockefellers und Vanderbilts bloßstellen und zugleich auf ihre Höhe kommen – und insbesondere aus dem langen Schatten der Brüder Kennedy treten. Kennedy und Johnson waren an Vietnam gescheitert, er, der Außenseiter aus dem ländlichen Kalifornien, würde dem Land Stolz und Würde zurückgeben. Und sich im wahren Leben verdienen, worüber JFK nur in Büchern räsoniert hatte: ein “Profile in Courage ” und das unsterbliche Renommee eines Präsidenten “voller Charakter und mit einem Kern aus Stahl”.9 In anderen Worten: Richard Nixon führte in und wegen Vietnam auch einen persönlichen “Kalten Krieg”.
Diese Investition “persönlichen Kapitals” prägt die Tonlage, die Wortwahl und die Atmosphäre von zig Diskussionen und Telefonaten, die der Nachwelt in Gestalt von Tonbandmitschnitten erhalten geblieben sind. “Ich werde nicht der erste Präsident der Vereinigten Staaten sein, der einen Krieg verliert.” Ähnliches ist auch von seinen Vorgängern überliefert. Aber im Unterschied zu ihnen steigert sich Nixon regelmäßig in eine kaum gezügelte Erregung, brüllt, schlägt auf den Tisch, flucht, daß selbst Kesselflicker erröten würden, imaginiert Landkarten mit Bombenzielen. “Also, also, also fickt die Wichser. […] Macht Euch keine Sorgen. Wir werden nicht mit einem Wimmern da rausgehen. Wir werden ihnen verdammt noch mal alles um die Ohren pusten.” Zweifel und Unsicherheit belegt er mit einem Bann ritueller Selbstbeschwörung: “Zur Hölle damit! Wir werden gewinnen. Wir müssen es. Ich muß es. Wir haben einige Karten in der Hinterhand […] und wir werden sie verdammt hart ausspielen.” So hart, wie es keiner vor ihm wagte und getragen von dem Wissen, der “schweigenden Mehrheit” ihre Sehnsucht nach Stärke, ihren Wunsch nach Siegen erfüllen zu können. “Ich bin der einzige Mann in diesem Land”, sagte er zu dem Berater “Bob” Haldeman, “der dies zu Wege bringen kann.”10
Wer so redet, glaubt auch an die Quadratur des Kreises. Und phantasiert sich in die Rolle eines politischen Hexenmeisters, der Unvereinbares zusammenfügt und am Ende die Welt nach Wille und Vorstellung formt. Dem innenpolitischen Druck konnte Nixon nur standhalten, wenn er einen Rückzug der Bodentruppen sofort in die Wege leitete und einen Fahrplan für ihren vollständigen Abschied aus Vietnam vorlegte. Allerdings mahnte er zur Vorsicht: Eine überhastete Abberufung würde in Hanoi als Zeichen der Schwäche gedeutet und könnte im Süden die Regierung Thieu akut gefährden. Diese aber mußte unbedingt im Amt bleiben. Andere Eliten hatte Nixon im Verdacht, für Koalitionen mit der Nationalen Befreiungsfront und letztlich mit den Kommunisten offen zu sein. Thieus Position war auf Dauer nur zu sichern, wenn man Nordvietnam dazu bringen konnte, zeitgleich zu den Amerikanern auch ihre regulären Truppen nach Hause zu rufen. Mit den dann noch aktiven Guerillas würde eine von den USA besser ausgerüstete und gezielter ausgebildete südvietnamesische Armee aus eigener Kraft fertig – dafür stand Nixons Konzept der “Vietnamisierung “. Der späte Lyndon B. Johnson hatte sich bereits ähnliches zurechtgelegt. Nixon nun glaubte, die fehlenden Ingredienzien für den Erfolg und mit ihnen ein “Grand Design” gefunden zu haben.
Konventionelle Wege beschreiten, sich aber unkonventioneller Mittel bedienen und damit den Druck auf die Gegenseite unwiderstehlich machen – auf diese Formel läßt sich Nixons Vorhaben bringen. Die von seinem Vorgänger initiierten und seit Mai 1968 geführten Verhandlungen mit Nordvietnam wurden wie gehabt mit dem Ziel fortgesetzt, Hanoi zur Akzeptanz der Administration Thieu zu bewegen. Nixons Clou: Er wollte die UdSSR und die VR China mittels einer neuen Entspannungspolitik gegen Nordvietnam in Stellung bringen. Wenn Moskau tatsächlich an einer Kontrolle der beiderseitigen Rüstung interessiert war, dann sollten die Russen die Nordvietnamesen dazu bringen, einen Friedensvertrag auf Grundlage des von den USA gewünschten beiderseitigen Truppenrückzugs zu unterschreiben. Und wenn Peking erneuerte Garantien gegen Japans Aufstieg wünschte, erwartete man auch von Mao ein Überdenken seiner Vietnampolitik – einen Schritt, der wegen Chinas Furcht vor einer amerikanisch-sowjetischen Annäherung vielleicht ohnehin anstand. Henry Kissinger war von dieser “Dreieckspolitik” fasziniert, gab sie ihm doch Gelegenheit, seinen Vorbildern Metternich und Bismarck nachzueifern und mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Richard Nixon zeigte sich aus einem anderen Grund angetan. Auf Angst, Furcht und Unberechenbarkeit zu setzen, war für ihn der Schlüssel zum Durchbruch in Vietnam.11
Erst recht wollte Nixon davon in seiner Kriegsstrategie Gebrauch machen. “Ich nenne es die Madman-Theorie”, erklärte er seinem Berater “Bob” Haldeman und begründete ausführlich, wie man mit der Suggestion von Wahnsinn politische Gewinne einfahren kann. “Die Nordvietnamesen sollen glauben, daß ich für eine Beendigung des Krieges schlicht alles tun würde. Wir spielen ihnen einfach die Information zu, daß dieser Nixon vom Kommunismus besessen ist, daß man ihn nicht bändigen kann, wenn er wütend wird, und daß er obendrein auch noch den Finger auf dem Atomknopf hat. Ho Tschi Minh höchstpersönlich wird innerhalb von zwei Tagen in Paris sein und um Frieden betteln.” Immer wieder erläuterte Nixon den Sinn eines politischen Spiels mit der Irrationalität. In seinen Augen wies es einen Ausweg aus dem politischen Dilemma des Atomzeitalters: Ein Staat, der aus Angst vor atomarer Selbstvernichtung darauf verzichtet, bei der Verfolgung seiner Interessen Drohkulissen aufzubauen, verdammt sich langfristig zur politischen Ohnmacht. Handlungsfähig bleibt er nur, wenn Dritte sich zu keiner Zeit seiner Zurückhaltung und Rationalität sicher sein können. Wer im Ruf steht, im Zweifel jedes Augenmaß zu verlieren und exzessive Risiken einzugehen, wird ernstgenommen. In anderen Worten: Er schreckt nicht länger sich selbst ab, sondern findet zum Kern des Politischen zurück – andere abzuschrecken. Daß Unkalkulierbarkeit und die Angst vor irrationalen Entschlüssen tatsächlich Gewinn abwerfen, illustrierte Nixon mit Anekdoten aus dem Korea-Krieg. Eisenhower habe nur mit der Drohung, andernfalls den Norden mit Atomwaffen anzugreifen, einen Waffenstillstand erzwingen können. Ob diese Behauptung zutrifft oder – wie es eher scheint – aus der Luft gegriffen ist, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Entscheidend ist das Selbstbild eines Präsidenten, der aus dem Kult des Irrsinns politischen Mehrwert schlagen will und sich für berufen hält, einer machtvergessenen Gesellschaft den Nutzen dieser Strategie wieder in Erinnerung zu rufen.12
Überzeugt, binnen Jahresfrist Hanoi zum Nachgeben zwingen zu können, bereitete Nixon eine Demonstration der “Madman-Theorie” in der Praxis vor. “Ich werde, falls nötig, den Norden mit einer größeren Zerstörung überziehen als je zuvor. Und ich werde das unter Beweis stellen, indem ich den Krieg in einer Weise eskaliere, die sich Lyndon Johnson nie getraut hätte.” Diese Drohung ließ er – wie Morton Halperin, ein Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrats, behauptet – via Moskau an Hanoi weiterleiten. Unterdessen wurde der Luftkrieg bereits ausgeweitet. Seit März 1969 und für die Dauer von 14 Monaten steuerten B-52 in der geheimen Mission “Menu” Ziele in Kambodscha und Laos an. Der “wilde, entscheidende Schlag” sollte im November 1969 folgen – gegen Nordvietnam selbst und in Gestalt einer viertägigen Angriffswelle gegen Hanoi, Haiphong und die gesamte Infrastruktur des Landes einschließlich der Deiche des “Red River”. Angesichts der für Oktober anberaumten Massendemonstrationen gegen den Krieg und in Sorge um den Zusammenhalt des Landes nahm Nixon davon Abstand. Statt dessen aber ließ er eine der größten Geheimoperationen durchführen, die es je in der amerikanischen Militärgeschichte gegeben hat – den “Joint Chiefs of Staff Readiness Test” oder “Nuclear Alert”. Abseits zugespitzter Konfrontationen wie der Kuba-Krise hatte sich noch kein Präsident dergleichen einfallen lassen.13
Zwischen dem 13. und 30.Oktober 1969 wurden Luftwaffenbasen in den USA, Europa und Ostasien in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und die Zahl der Gefechtsbedingungen simulierenden Trainingsflüge drastisch erhöht. Die Marine ließ ungewöhnlich viele mit Atomwaffen bestückte U-Boote in den Atlantik, den Golf von Aden und vor Japan auslaufen. Und das “Strategische Luftkommando” dirigierte in einer mehrtägigen “show of force” mit Wasserstoffbomben beladene B-52-Bomber unmittelbar in die Nähe des sowjetischen Luftraums über Alaska. Hochrangige Militärs und Politiker wie Verteidigungsminister Melvin Laird oder General Alexander Haig, damals Stabschef im Weißen Haus, sahen in dieser Übung das erste Exempel der Nixonschen “Madman-Theorie”. Verärgert über die unverändert massive Unterstützung Hanois, wollte er den Sowjets zweierlei zu verstehen geben: daß eine Ausweitung des Kriegs auf Nordvietnam bevorstand und daß Moskau im Interesse seiner eigenen Sicherheit gut beraten wäre, in diesem Fall stillzuhalten. Ob Nixon sich darüber im klaren war, daß seine Drohgeste in die Zeit eskalierender Grenzstreitigkeiten zwischen der UdSSR und der VR China am Ussuri fiel, ist aus den Akten nicht zu erschließen. Auch hier Vorsatz zu unterstellen, würde ins Konzept der “Madman-Theorie” passen – wie auch das Kalkül, daß der Adressat unkalkulierbarer Machtspiele seinerseits kalkulierbar und rational reagiert. Was die Sowjets auch tatsächlich taten.14
Daß ein amerikanischer Präsident direkt in die Militärstrategie eingreift, ist wenig überraschend. Als Oberkommandierendem der Streitkräfte steht ihm bei allen Entscheidungen im Frieden wie im Krieg das letzte Wort zu. Alle Amtsinhaber haben dieses Privileg genutzt und damit nach dem Zweiten Weltkrieg gar eine “imperiale Präsidentschaft” legitimiert. Und daß es dabei wiederholt zu Spannungen mit den professionellen Militärs kam, war zu erwarten. Erinnert sei nur an den Streit Harry Trumans mit Douglas MacArthur, dessen Insubordination mit Entlassung bestraft wurde. Oder an die ständigen Reibereien zwischen John F.Kennedy mit den Atom-Haudegen der Luftwaffe um Curtis LeMay. Nicht zu vergessen Lyndon B. Johnson, der im Verein mit Robert McNamara der Meinung war, einen Luftkrieg aus dem “Situation Room” des Weißen Hauses heraus mit chirurgischer Präzision steuern zu können.
Richard Nixon tanzte auch aus dieser Reihe. Keiner seiner Vorgänger wie Nachfolger hat die Beziehungen zwischen Weißem Haus und Pentagon derart strapaziert wie er. Und zwar aus Gründen, die in der Regel nicht mit Differenzen in der Sache, sondern vornehmlich mit Nixons abgrundtiefem Mißtrauen zu erklären sind. Daß die Spitzen der Teilstreitkräfte und die Truppenführung in Vietnam ebenfalls eine Eskalationsstrategie befürworteten, wußte Nixon. Aber über diese selbstwie machtbewußten Generäle und ihre Apparate hatte er keine Kontrolle – ein Umstand, den Nixon nur schwer akzeptieren konnte. Die Spannung entlud sich in regelmäßig wiederkehrenden Tiraden auf die Kriegsherren im Feld. Oder in bizarren Vorschlägen, mit Propellermaschinen aus dem Arsenal des Zweiten Weltkriegs die Nordvietnamesen das Fürchten zu lehren. Männer wie Alexander Haig oder Creighton Abrams nahmen solche Eskapaden entweder mit Amüsement oder überhaupt nicht zur Kenntnis. Dabei wäre es wahrscheinlich geblieben, hätte Nixons chronisches Mißtrauen nicht eine Kehrseite gehabt: seine an Geheimhaltungswahn grenzende Politik der Abschottung. Im Pentagon hatte man zu Recht den Eindruck, von allem etwas, aber von nichts das Wesentliche zu wissen. Egal, ob es um Lufteinsätze oder die Pariser Friedensverhandlungen ging – Nixon und Kissinger verstanden sich darauf, den Kreis der Informierten klein zu halten und obendrein jeden gegen jeden auszuspielen. Selbst Verteidigungsminister Laird wurde über Operationen wie “Menu” oder den “Nuclear Alert” nicht ins Bild gesetzt. Ein Treibhausklima für Intrigen und Verrat und letztlich für einen Skandal, der im Verhältnis zwischen Politik und Militär in den USA bis heute beispiellos ist.15
Die Rede ist von der “Moorer-Radford-Affäre”, benannt nach Admiral Thomas H. Moorer, dem Vorsitzenden der Vereinten Stabschefs, und Yeoman Charles E. Radford, einem Marinesoldaten, der als Stenograph in Kissingers Stab arbeitete. Im Dezember 1971 gab Radford zu, daß er über ein Jahr lang Tausende von Unterlagen des Weißen Hauses an seine Vorgesetzten im Pentagon weitergeleitet hatte – aus Aktentaschen entwendetes und kopiertes Material oder Dokumente, die er zerstückelt in Papierkörben und “burn bags” vorgefunden und wieder zusammengesetzt hatte.Von Vietnam über die Bündnispolitik bis zu den Rüstungskontrollverhandlungen mit Moskau deckten sie das gesamte Spektrum nationaler Sicherheitspolitik ab. Die Empfänger: Moorer und bisweilen auch Admiral Elmo Zumwalt, der Stabschef der Marine, der in seinen 1976 veröffentlichten Memoiren diese Spionage als legitime Reaktion der von Nixon und Kissinger vorsätzlich hinters Licht geführten Militärs guthieß.16
Doch Nixons Problem waren weder Zumwalt noch Moorer. Beide beließ er im Amt, in der letzten Endes bestätigten Hoffnung, daß sie ihm fortan nicht mehr in die Quere kommen würden. Sorge bereiteten die “kleinen Fische” vom Schlage Radfords, die viel wußten und wenig zu verlieren hatten. Zum zweiten Mal binnen weniger Monate sah sich der Präsident von ihnen düpiert. Im Juni 1971 hatte ein Mitarbeiter der RAND Corporation, Daniel Ellsberg, mit den “Pentagon-Papieren” Archivalien aus der Frühzeit des Vietnamkriegs der Presse zugespielt. Wie bei ihm, so fürchtete Nixon auch im Fall Radford, daß der Informant weiteres Material in der Hinterhand hielt und womöglich die streng geheimen Planungen für eine Eskalation des Luftkriegs in Vietnam verraten könnte – ein Szenario, das in Nixons Sicht den Ruin seiner Präsidentschaft bedeutete. Wie gewohnt, verlangte der Präsident deshalb nicht nur die Bestrafung des Täters, sondern eine rigorose Repression aller potentiellen “Verräter” – nicht ahnend, daß er sich auf diese Weise binnen Jahresfrist selbst eine Falle stellen und seine Politik eigenhändig zu Fall bringen würde.
Nixon hatte bereits vor der “Moorer-Radford-Affäre” die Grenzen seines politischen Raums zur Kenntnis nehmen müssen. Unter dem Druck der Antikriegsbewegung und oppositioneller Demokraten im Kongreß war er gezwungen, die Bodentruppen schneller als ursprünglich geplant zurückzuziehen. Von den 543 000 im April 1969 in Vietnam stationierten Soldaten verließen binnen Jahresfrist knapp 140 000 das Land. Weitere 180 000 kehrten bis Juli 1971 nach Hause zurück. Ein Jahr später hielten nur noch 46 000 Mann die Stellung, eine mit logistischer Unterstützung und Ausbildung der südvietnamesischen Armee beschäftigte Truppe ohne Kampfauftrag. Von einer erfolgreichen “Vietnamisierung ” des Kriegs konnte indes keine Rede sein. Im Gegenteil. Der auch als Testlauf gedachte Einsatz der Südvietnamesen in Laos zwischen Dezember 1970 und März 1971 endete im Desaster. Von 16 000 Kämpfern, die zur Elite ihrer Armee gerechnet wurden, kehrte noch nicht einmal die Hälfte zurück. Hanoi zog daraus auch politische Schlüsse, ablesbar an den Lektionen, die der Verhandlungsführer Le Duc Tho seinem Gegenüber Henry Kissinger in Paris erteilte: Was man auf dem Schlachtfeld nicht erreichen kann, ist auch mit diplomatischen Mitteln nicht durchsetzbar. Im Klartext: Ein Rückzug nordvietnamesischer Truppen aus dem Süden kommt nicht und ein Waffenstillstand nur dann in Frage, wenn die “Marionette Thieu” ihr Amt aufgibt. Nixons Hoffnung, auf dem Umweg über Moskau und Peking Druck auf Nordvietnam ausüben zu können, hatte sich damit ebenfalls als Illusion erwiesen. Heute wissen wir, daß Sowjets wie Chinesen den amerikanischen Standpunkt in Hanoi vortrugen. Allerdings setzten sie ihren Partner nie unter Druck, um so weniger, als Ho Chi Minh sie vor einem “Glaubwürdigkeitsverlust” in der sozialistischen Welt warnte. Wie es scheint, hatte er sich erfolgreich in Nixons Gedankenwelt hineinversetzt. Und spielte dessen Spiel besser als Nixon selbst.
Im Grunde stand Nixon nach knapp zwei Jahren Amtszeit vor den Trümmern seines “GrandDesigns”.Die “Madman-Strategie” hatte ebensowenig bewirkt wie das Spiel über Bande mit der “Dreiecksdiplomatie”. Der Versuch, Kambodscha mit Bomben und kurzfristig mit amerikanischen Bodentruppen zu befrieden, bewirkte nichts – außer einem verstärkten Zulauf für die Gegner an der Heimatfront. Derweil hatte Nguyen Van Thieu nicht nur bei der Reform seiner Streitkräfte versagt. Noch mehr ließ er die Kompetenz und den Willen vermissen, einen korrupten Staatsapparat zu sanieren und um Legitimität für seine Regierung zu werben. Und ohne amerikanische Bodentruppen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Vietcong und die nordvietnamesische Armee zum Sturm auf Saigon ansetzten. Nixon und Kissinger machten sich darüber keine Illusionen. Sie waren in der Überzeugung angetreten, eine bessere Strategie als Kennedy und Johnson zu haben. Und hatten dennoch erkennen müssen, daß das primäre Ziel aller Präsidenten seit Truman auch mit ihren Mitteln nicht erreichbar war – eine antikommunistische Regierung in Saigon zu konsolidieren und auf Dauer an der Macht zu halten. Im Herbst 1970 stand Nixon also erneut vor der Alternative: Entweder die Konsequenz aus einer “no-win-situation” zu ziehen und Frieden zu schließen oder den Krieg wider besseres Wissen fortzusetzen. Nixon entschied sich für letzteres.
Die neue Losung hieß “decent interval” oder “healthy interval”. Man war bereit, den Verbleib nordvietnamesischer Truppen im Süden zu akzeptieren und auf dieser Basis eine Verhandlungslösung anzustreben – so Henry Kissinger im September 1970 während der Pariser Verhandlungen, so Richard Nixon bei einer Fernsehansprache am 7. Oktober 1970. Das jahrelang als unverhandelbar bezeichnete Prinzip des beiderseitigen Truppenrückzugs wurde außer Kraft gesetzt. Aber dieses Zugeständnis war an einen Entschluß gekoppelt, den niemand außerhalb des Weißen Hauses kannte: dafür zu sorgen, daß der Saigoner Regierung noch eine Übergangszeit blieb, ein “decent interval.” Wenn ihr Sturz auch unvermeidlich war, so sollte er doch nicht unmittelbar nach dem Abzug aller US-Truppen ins Werk gesetzt werden können. Der Eindruck, daß die USA einen Verbündeten im Stich gelassen hatten und die Hauptverantwortlichen für dessen Niedergang waren, mußte unter allen Umständen und mit allen noch zu Gebote stehenden Mitteln vermieden werden.
Niemand glaubte, daß Thieu eine Übergangszeit für sich und zum Nachteil der kommunistischen Opposition würde nutzen können – aber der Anschein, daß er seine Chance gehabt und verspielt hatte, blieb mit einem “decent interval” gewahrt. In anderen Worten: Für Nixon ging es nur noch um Zeitgewinn. Sein “Grand Design” war zu dem Vorsatz geschrumpft, die Machtübernahme der Kommunisten so lange wie möglich hinauszuzögern – mindestens bis nach der Wahl im November 1972, im besten Fall bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit im Januar 1977. Damit war im Kampf um die “Glaubwürdigkeit” ein neuer Akzent gesetzt. Es ging nicht mehr allein um den Nimbus der USA als “glaubwürdiger Weltmacht”. Die Glaubwürdigkeit von Richard Nixon war fortan gleichermaßen bedeutend. Will heißen, sein persönliches Renommee als geschickter Diplomat und großer Kriegsherr.17
Ohne Bodentruppen gab es nur noch ein Mittel zur Wahrung eines “decent interval” – die Luftwaffe. Und Nixon zeigte sich entschlossen, von ihr exzessiven Gebrauch zu machen. Die auf Tonband protokollierten Diskussionen im Weißen Haus des Jahres 1971 zeugen davon. Je weniger er an sich und seine Politik glaubte, desto aggressiver und verbohrter insistierte Nixon darauf, dem nicht besiegbaren Feind noch für einige Jahre schmerzhafte Wunden zu schlagen und ihm den höchsten Preis für seinen verzögerten Triumph abzuverlangen. “Wir werden die Deiche zerstören und die Kraftwerke, wir werden Haiphong ausradieren “, so ein mit den Fäusten auf den Tisch trommelnder Nixon am 2. Juni 1971. “Wir werden dieses gottverdammte Land dem Erdboden gleichmachen! […] Das ist keine leere Drohung. […] Jetzt haben wir verdammt noch mal nichts mehr zu verlieren. Nichts mehr zu verlieren. […] Wir werden sie mit Schlägen eindecken, wir werden ihnen alle Kraft aus dem Leib bomben.” Henry Kissinger hörte es gerne. “Mr. President, ich werde Sie aus ganzem Herzen unterstützen, und ich glaube, daß Sie das Richtige tun.”18
Auch die Führung in Hanoi hatte 1970/71 noch kein Interesse an einem Waffenstillstand oder Frieden. Bevor es soweit war, sollten weitere militärische Erfolge als Unterpfand der Verhandlungen erzielt und vor allem weitere Truppen in den Süden eingeschleust werden, um die Zeitspanne zwischen einem Vertrag mit den USA und dem endgültigen Sieg über Thieu möglichst kurz zu halten. Wenn man so will, huldigten die Kommunisten einem dem amerikanischen Modell zum Verwechseln ähnlichen Credo. Glaubwürdigkeit hieß für sie, die Ohnmacht des Gegners zu demonstrieren und den Krieg auf eine Weise zu beenden, die von den Unterdrückten allerorts als Fanal zum Aufbruch gedeutet werden konnte. Im März 1972 startete der Norden deshalb seine größte Angriffsoperation des gesamten Kriegs, die “Osteroffensive”. Im Unterschied zur “hit-and-run”-Taktik der Vergangenheit ging es jetzt darum, große bevölkerte Gebiete einzunehmen und zu halten.
Daß die Nordvietnamesen während der Osteroffensive eine empfindliche Niederlage erlitten und von 200 000 ihrer eingesetzten Soldaten mehr als die Hälfte fielen, spielte aus Sicht des Weißen Hauses keine Rolle. Für Nixon war der Zeitpunkt zur Eskalation des Luftkriegs gekommen. “Wir haben den Rubikon überschritten.” “Operation Linebacker” hieß der Großangriff, den der Präsident am 8. Mai 1972 anordnete – übrigens gegen den Rat von Verteidigungsminister Melvin Laird und von Creighton Abrams, dem Befehlshaber der US-Truppen in Vietnam. Ob beabsichtigt oder nicht: Der Codename hätte für die mit dem “decent interval” anvisierten Ziele nicht besser gewählt sein können. Ein “Linebacker ” ist im American Football ein an der Seitenlinie eingesetzter “Rammbock”, dessen einzige Aufgabe darin besteht, einen in der Vorwärtsbewegung befindlichen Gegner zu bremsen. Der “Linebacker” kann das Spiel verzögern, aber ihm keine Wendung geben. Mit eben diesem Ziel wurden die B-52 auf den Weg geschickt. Sie sollten die Infrastruktur im Norden so weit schädigen, daß die feindliche Armee in ihren Planungen für eine Übernahme des Südens um Monate zurückgeworfen würde – Terrorangriffe gegen Städte wie Haiphong inklusive. Welche Zerstörungen “Linebacker” tatsächlich anrichtete, ist schwer zu beurteilen. Mit einer Dauer von sechs Monaten und einer Bombenlast von 155 000 Tonnen war es in jedem Fall einer der massivsten Angriffe in der Geschichte des Luftkrieges. Nixon war entschlossen, weitere folgen zu lassen. “Ich will dort alles in Klump hauen. […] Legt los, legt endlich los.” Und zwei Tage später, am 4. Mai 1972: “Jetzt ist die Zeit, um die maximale Kraft unseres Landes gegen so ein verschissenes Land einzusetzen. […] Richtig wild werde ich aber erst nach der Wahl. […] Diese Bastarde werden bezahlen müssen.”19
Die Tonbandaufnahmen vom späten April und frühen Mai 1972 geben die Stimme eines Präsidenten wider, der sich regelmäßig in Rage redet und in seiner Wut auch auf den Einsatz von Atomwaffen zu sprechen kommt. Konfrontiert mit dem Hinweis, daß eine Zerstörung der Deiche 200 000 Menschen töten würde, sagte Nixon nach einem fünffach wiederholten “Nein” zu Henry Kissinger: “Dann wäre mir eine Atombombe lieber. Haben Sie entsprechende Vorkehrungen getroffen? […] Eine Atombombe, stört Sie das etwa? […] Um Himmels willen, Henry, ich möchte einfach, daß Sie großformatig denken!” Nixon selbst räumte in einem Interview mit “Time Magazine” 1985 ein, daß er die Nuklearoption im Blick hatte. Wie ernst diese Überlegungen gemeint waren oder ob gar vorbereitende Schritte in die Wege geleitet wurden, ist den Tonbändern aus dem Weißen Haus nicht zu entnehmen. Festhalten läßt sich allerdings: Man würde es sich zu leichtmachen, derlei Gedankenspiele nur mit dem gestörten psychischen Gleichgewicht Nixons in Verbindung zu bringen. Zweifellos hatte er periodisch mit dem Verlust seiner Contenance zu kämpfen. In diesem Fall aber scheint seine kühl kalkulierende Seite den Ausschlag gegeben zu haben. Nixon testete wiederholt die Reaktionen seines Umfeldes und wollte ein Gespür dafür bekommen, wie weit er gehen konnte. Ermutigt wurde er offensichtlich nicht. Und wie es scheint, sahen sich gerade führende Militärs in ihrem Mißtrauen bestätigt.20
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vom November 1972 war eine Eskalation des Kriegs ohnehin ausgeschlossen. Um gegen seinen Widersacher George McGovern zu punkten, mußte Nixon zumindest ein ernsthaftes Bemühen um einen Erfolg bei den Pariser Verhandlungen unter Beweis stellen. Dieses Interesse blieb auch den Unterhändlern Hanois nicht verborgen. Motiviert vom innenpolitischen Kalender in den USA, ermutigt von der militärischen Schwäche Saigons und beflügelt vom fast vollständigen Rückzug der US-Bodentruppen, gaben auch sie ihre jahrelange Obstruktionspolitik auf. Ein diplomatischer Zwischenschritt versprach eine Abkürzung des Weges zur Machtübernahme im Süden, zumindest aber eine Verschnaufpause.
Im Oktober 1972 gelang tatsächlich der Durchbruch: Erstmals lag ein beiderseits akzeptierter Entwurf für einen Waffenstillstand vor. Nordvietnam ließ seine Forderung nach einem sofortigen Rücktritt Thieus fallen und verpflichtete sich zur Freilassung aller amerikanischen Gefangenen. Die USA waren bereit, innerhalb von 60 Tagen nach Unterzeichnung ihre noch verbliebenen Truppen vollständig abzuziehen, stimmten aber zu, daß 150 000 nordvietnamesische Soldaten im Süden stationiert blieben. Überdies akzeptierten sie die “Provisorische Revolutionsregierung”, den politischen Arm der Nationalen Befreiungsfront, als legitime Vertretung in den von den Kommunisten militärisch kontrollierten Gebieten. Wie die künftige Regierung in Saigon zusammengesetzt sein sollte, blieb offen. Ein “Nationaler Rat der Versöhnung und Einheit” wurde mit der Ausarbeitung diesbezüglicher Vorschläge beauftragt.
Mit diesem Abkommen wurde das letzte Kapitel in der schier unendlichen Geschichte des “Nicht-Aufhören-Könnens” aufgeschlagen. Nixon befand sich in einer Zwickmühle: Er hatte dem Waffenstillstand zugestimmt und damit seine Wiederwahl mit einem Erdrutschsieg sichergestellt. Andererseits hielt er eine Weiterführung des Luftkriegs für unabdingbar. Denn die Aussichten auf ein “decent interval” – auf eine mittelfristige Sicherung der Regierung Thieu – hatten sich mit dem Vertragsentwurf vom Oktober nicht verbessert. “Thieu muß verstehen”, schrieb Kissinger an den US-Botschafter in Saigon, “daß in unseren Überlegungen die Wahrscheinlichkeit einer Vertragsverletzung durch die Nordvietnamesen von überragender Bedeutung ist. […] Verstöße des Nordens werden uns für eine Reaktion die unerläßliche innenpolitische Rückendeckung geben”. Gestützt auf eine Fülle weiterer Diskussionen und Memoranden läßt sich also sagen: Nixon erwartete nicht nur, daß Hanoi seine Zusagen brechen würde. Er hoffte inständig darauf. In seinen eigenen Worten: “Was wirklich zählt, ist nicht das Abkommen, sondern meine Entschlossenheit zur massiven Reaktion gegen Nordvietnam, wenn sie es nicht einhalten.” Die Ratifizierung eines Waffenstillstands galt mithin als optimale Voraussetzung zur Fortsetzung des Kriegs aus der Luft. Was fehlte, war ein vom Feind zu verantwortender Vorwand zur Beruhigung der Heimatfront. Und selbstverständlich Thieus Unterschrift unter dem Vertrag. Nixon: “Ich brauche diese (Thieus – BG) Unterstützung für die Hilfe – für massive Vergeltung.”21
Nugyen Van Thieu aber wollte Beweise sehen. Er wußte, daß Nixon sich in der “Glaubwürdigkeitsfalle” verfangen hatte und demonstrierte auf seine Weise, wie der Schwanz mit dem Hund wedeln kann. In 64 Punkten verlangte er eine Korrektur des Abkommens – Vorschläge, die Kissinger als völlig abwegig bezeichnete. Thieus Rechnung ging dennoch auf. Nixon sah sich gezwungen, die Ernsthaftigkeit seiner im geheimen gegebenen Versprechen vor aller Augen zu demonstrieren. Als, wie nicht anders zu erwarten, die nordvietnamesische Delegation die Änderungswünsche zurückwies, schlug ab dem 14. Dezember 1972 wieder die Stunde des “Madman”. “Ich will nichts mehr von dieser Scheiße hören, daß wir dieses oder jenes Ziel nicht treffen können”, herrschte Nixon Admiral Moorer an. “Das ist Ihre Chance, militärische Macht effektiv und mit dem Ziel einzusetzen, diesen Krieg zu gewinnen. Tun Sie es nicht, mache ich Sie persönlich verantwortlich.” Im Zuge von “Operation Linebacker II”, besser bekannt als das “Weihnachtsbombardement”, wurden knapp 3500 Einsätze mit der expliziten Absicht geflogen, die Zivilbevölkerung in Hanoi und Haiphong zu demoralisieren. Nur zwölf Prozent der Angriffe galten militärischen Zielen. Daß in Hanoi nicht mehr als 2200 Menschen starben und knapp 1600 verwundet wurden, war den umfangreichen Evakuierungen nach “Linebacker I” im Frühjahr 1972 zu verdanken.22
Nachdem die Pariser Gespräche Anfang Januar 1973 wiederaufgenommen worden waren und Thieu seine Einwände zurückgezogen hatte, unterzeichneten alle Parteien am 27. Januar das Abkommen zur Beendigung des Kriegs – es war mit dem Entwurf vom Oktober 1972 in allen wesentlichen Teilen identisch. Von einem Friedensvertrag konnte freilich keine Rede sein. Die Durchführungsbestimmungen blieben derart vage, daß es nur eine Frage der Zeit war, wann der Streit über ihre Auslegung wieder mit Waffengewalt ausgetragen würde. Henry Kissinger stimmte den neuen Verteidigungsminister Elliot Richardson auf eine Eskalation binnen weniger Wochen ein. “Die Strategie des Präsidenten mag irrational erscheinen. […] Aber sobald wir dazu gezwungen sind, müssen wir etwas jenseits aller Verhältnismäßigkeit tun, um sie zu bestrafen. Es ist vielleicht falsch, aber die Bilanz zeigt, daß es in unserem besten Interesse ist.”23
Doch der Präsident, der stets neue Anlässe zum Weitermachen gefunden hatte, wurde abrupt zum Innehalten gezwungen. Faktisch war er seit dem Frühjahr 1973 nicht mehr handlungsfähig – und zwar wegen eines Skandals, der den Namen eines Hotels trägt, in der Sache aber dem Krieg in Vietnam geschuldet ist: Watergate. Bis heute ist unklar, welchen Auftrag die Einbrecher im Wahlkampfquartier der Demokratischen Partei hatten. Fest steht allerdings, daß es dieselben Männer waren, die Nixon seit Sommer 1971 engagiert hatte, um “Verräter” wie Daniel Ellsberg oder Yeoman Charles E. Radford mittels übler Nachrede, Diebstahls persönlicher Unterlagen und Psychoterrors von weiteren Kontakten mit der Presse abzuhalten. Mit Erfolg, wie es schien, denn die wesentlichen Interna seiner Kriegspolitik, allem voran die Pläne für eine Eskalation des Luftkriegs, wurden nicht bekannt. Nachdem freilich sein Team fürs Grobe im Watergate-Hotel auf frischer Tat ertappt worden war, mußte Nixon fürchten, daß auch die anderen kriminellen Aktionen samt den dahinter stehenden Motiven aufgedeckt werden könnten. Der Gedanke an eine neue Kampflinie an der Heimatfront versetzte ihn in Panik. Nur aus diesem Grund wurde Watergate ab dem Sommer 1972 zur Chefsache, nur deswegen beteiligte sich Nixon persönlich an der Vernichtung von Beweismitteln, der Irreführung von Ermittlern und der Anstiftung zum Meineid. Seit der Vertuschung seiner Geheimkontakte zu Thieu im Sommer 1968 war er mit dergleichen Taktiken gut gefahren. Doch in diesem Fall hatte Nixon seine Karten überreizt. Statt Thieu zu schützen, war er in der Folge vornehmlich mit der Rettung der eigenen Präsidentschaft beschäftigt. Und stand gegen eine Presse, die sich für die jahrelangen Lügen und Irreführungen aus dem Weißen Haus rächte, auf verlorenem Posten. Mit seinem Rücktritt im August 1974 war auch die Idee eines “glaubwürdigen Rückzugs” in Vietnam Geschichte. Neun Monate später fiel Saigon.
Die Frage, ob der Krieg ohne Watergate weitergegangen wäre, ist kaum zu beantworten. Für Spekulationen in die eine oder andere Richtung gibt es eine Vielzahl triftiger Argumente. Sie zu wägen, sei den an kontrafaktischer Geschichte Interessierten überlassen. Gewichtiger ist, weshalb Richard Nixon seine Kriegspolitik überhaupt so lange durchhalten konnte. Gewiß gab es zahlreiche Gründe für das “Nicht-aufhören- Können” – die Furcht vor einem “Dominoeffekt”, falls weitere Teile Südostasiens in die Hände der Kommunisten fielen, das Interesse, die Sowjetunion einzudämmen oder der VR China eine Lektion zu erteilen. Was immer man an weiteren Faktoren zitieren mag, für alle gilt das Gesagte: daß sie erst handlungsmächtig wurden vor dem Hintergrund eines Selbstbildes, demzufolge Glaubwürdigkeit bei Strafe des Untergangs bedingungslos zu wahren ist.
Die Angst vor einem Glaubwürdigkeitsverlust teilen die USA mit allen Imperien seit der Antike. Die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich beantwortete Frage ist aber, ob und wann man Gefahr läuft, sich der Glaubwürdigkeit wegen politisch selbst zu fesseln. Im Fall Vietnam hat man es mit Eliten zu tun, die ein um das andere Mal ihr Wort fahrlässig verpfändeten und am Ende dem eigenständig verordneten Zwang erlagen, dieses Pfand auch einlösen zu müssen. Sobald in dieser Konstellation ein Mann wie Richard Nixon auf den Plan tritt, wird ein ohnehin schwer zu korrigierender Prozeß zusätzlich dynamisiert – weil Nixon das Talent eignete, die populistische Kehrseite des vermeintlichen Gesichtsverlusts nach oben zu wenden und die “schweigende Mehrheit” samt deren Repräsentanz im Kongreß auf Jahre mit dem Satz hinter sich zu bringen, ein Sieg über Amerika wäre nicht das Werk des Vietcong, sondern allein der Amerikaner selbst. Und weil Nixon vor allem eines wollte: sich persönlich als erfolgreichen Kriegsherrn zu inszenieren und zu behaupten. In einer solchen Gemengelage aus verwurzelter Tradition und individueller Eigenheit gibt es keine “exit options “, ist man bereit, auf Jahre hinaus weiterzumachen – in diesem Fall um den Preis von 25 000 weiteren Toten auf der eigenen und Zehntausenden Kriegsopfern auf der anderen Seite. Damit aber ist das eigentlich relevante Problem angesprochen: wie es um eine Gesellschaft und ihr politisches System bestellt ist, wenn die Mechanismen zur Selbstkorrektur erst unter der Voraussetzung aktiviert werden, daß ihr Kriegsherr des kriminellen Vergehens, der Rechtsbeugung und des Verfassungsbruchs überführt ist.
Der hier abgedruckte Text gibt einen Beitrag des Autors zu dem von Stig Förster, Markus Pöhlmann und Dierk Walter herausgegebenen Sammelband Kriegsherren der Weltgeschichte wieder. Das Buch wird im Spätsommer 2006 bei C.H. Beck, München erscheinen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Druckgenehmigung.
Auswahlbibliographie
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Richard Nixon am 15.2.1973, zit. n. The White House, Memorandum of Conversation, Secret, 15.2.1973, S. 2, in: National Archives, Nixon Presidential Materials Project, National Security Council Files, Presidential/HAK (Henry A. Kissinger) MemCons, Box 1026, Folder: MemCons - Jan./March 1973, Presidential/HAK. Hier wie im folgenden stammen alle Übersetzungen vom Autor.
Richard Nixon, zit. n. ebd. Zu den Geheimkontakten mit Nguyen Van Thieu vgl. Larry Berman, No Peace, No Honor. Nixon, Kissinger, and Betrayal in Vietnam, New York etc. 2001, S. 32ff.
Richard Nixon am 15. 2.1973, zit. wie Anm.1; Richard Nixon am 4.5.1972, zit. n. Jeffrey Kimball, The Vietnam War Files. Uncovering the Secret History of Nixon-Era Strategy, University Press of Kansas 2004, S. 219-220.
Vgl. Leslie H. Gelb, "Vietnam: Nobody Wrote the Last Act", in: The Washington Post, 20. Juni 1971.
Henry Kissinger, zit. n. Berman, No Peace, S. 55.
Gelb, "Last Act", ebd.
John McNaughton, zit. n. Kimball, War Files, S. 43-44; Lyndon B. Johnson, zit. n. dem Dokumentarfilm von Erroll Morris, In the Fog of War - Robert S. McNamara and Vietnam; Richard Nixon am 17.10.1969, zit. n. Kimball, War Files, S. 45; Henry Kissinger am 18. 9.1971, zit. n. ebd., S. 45.
Richard Nixon am 20.9.1971, zit. n. Berman, No Peace, S. 98. Vgl. Alexander Haig, The White House, Memorandum of Conversation, 3.12.1969, S. 5; und Henry Kissinger, The White House, Memorandum of Conversation, Limited Official Use, 6.11.1969, S. 1, 2, in: National Archives, Nixon Presidential Materials Project, National Security Council Files, Presidential / HAK (Henry A. Kissinger) MemCons, Box 1026, Folder: MemCons - Jun/Dec. 1969. Vgl. Henry Kissinger am 18.9.1971, in: Kimball, War Files, S. 45.
Harry Robbins Haldeman, Tagebucheintrag vom 27.1.1973; und ders., "Vietnam White Paper", undatiert, zitiert nach Berman, No Peace, S. 236, 238.
Richard Nixon während eines Treffens mit Führern der Republikanischen Partei am 30. 9.1969, zit. n. Berman, No Peace, S. 56; am 19.3.1971 zu Henry Kissinger, zit. n. Kimball, War Files, S. 146; am 27. 4.1971 zu Henry Kissinger, zit. n. ebd., S. 159; am 23.6.1971 zu Henry Kissinger, zit. n. ebd., S. 167 (Hervorhebung BG); Harry Robbins Haldeman, The Ends of Power, New York 1978, S. 82. Vgl. Kimball, War Files, S. 90, 124, 140, 149, 162-165, 169, 226ff.
Die diesbezüglichen Diskussionen mit Henry Kissinger sind dokumentiert bei Kimball, War Files, S. 63, 117, 183ff.; und Berman, No Peace, S. 49.
Richard Nixon, zit. n. Haldeman, Ends of Power, S. 96. Vgl. Scott D. Sagan, Jeremi Suri, "The Madman Nuclear Alert: Secrecy, Signaling, and Safety in October 1969", in: International Security, Vol. 27, No. 4, Spring 2003, S. 150-183; Daniel Ellsberg, Secrets. A Memoir of Vietnam and the Pentagon Papers, New York 2002, S. 344; Kimball, War Files, S. 15-19, 54-59, 60ff., 64, 175, 206. Richard Nixon zu Korea: "Die Haltung der USA in Korea war ein Wendepunkt." Zit. wie n. Anm. 1.
Richard Nixon, undatiertes Zitat, zit. n. Ellsberg, Secrets, S. 259-60.
Vgl. William Burr, Jeffrey Kimball, "Nixon¹s Nuclear Ploy", in: The Bulletin of the Atomic Scientists, January, February 2003, S. 28-37, 72-73.
Zu Nixons Tiraden gegen die militärische Führung vgl. Kimball, War Files, S. 146. Ferner: Telefonat Nixons mit Kissinger am 9.12.1970, 20.45 Uhr, in: National Archives, Nixon Presidential Materials Project, Henry A. Kissinger Telephone Conversations Transcripts, Home File, Box 29, File 2.
Vgl. James Rosen, "Nixon and the Chiefs", in: The Atlantic Monthly, April 2002, S. 23-29.
Vgl. Kimball, War Files, S. 27ff,133ff., 148ff.,168,174,187, 197, 221ff.; Berman, No Honor, S. 80.
Richard Nixon am 2.6.1971, zit. n. Kimball, War Files, S. 163, 165; vgl. ebd. S. 151, 169. Henry Kissinger am 23.6.1971, zit. n. Berman, No Peace, S. 58.
Richard Nixon am 8.5.1972, zit. n. Berman, No Peace, S. 130; am 2.5.1972, zit. n. Ellsberg, Secrets, S. 418; am 4.5.1972, zit. n. Kimball, War Files, S. 221, 219. Vgl. Berman, No Peace, S. 129, 132: "Ich habe vor, vor nichts zurückzuschrecken, wenn es darum geht, den Feind in die Knie zu zwingen."
Richard Nixon am 25.4.1972, zit. n. Kimball, War Files, S. 217. Vgl. ebd., S. 113, 214-16, 218, 220; Ellsberg, Secrets, S. 418-19.
Henry Kissinger, undatiertes Zitat n. Berman, No Peace, S. 174-75; vgl. ebd., S. 187, 196. Richard Nixon am 24.11.1972, zit. n. Kimball, War Files, S. 262; Richard Nixon, Ende November 1972, zit. n. Berman, No Peace, S. 198; vgl. ebd., S. 199-206, 212, 218ff.
Richard Nixon - Mitte Dezember 1972, zit. n. Kimball, War Files, S. 274; vgl. ebd., S. 272ff., 279. Vgl. Berman, No Peace, S. 215.
Henry Kissinger am 16.4.1973, zit. n. Kimball, War Files, S. 56.
Published 3 January 2006
Original in German
First published by Mittelweg 36 6/2005
Contributed by Mittelweg 36 © Bernd Greiner/Mittelweg 36 Eurozine
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