Billions in grants intended to help member states after COVID-19 emanate from the EU’s Recovery and Resilience Facility. But potentially fraudulent use of funds and concerns about transparency bring the integrity of the RRF – and the EU itself – into question.
Paradoxerweise lernen Kleinkinder – im Gegensatz zu Schimpansen – durch Nachahmung und nicht dadurch, dass sie ein Problem direkt ins Visier nehmen, wie das wohl auch die “vernünftigen” Erwachsenen in ihrem späteren Leben tun. Besser umsorgt sind Menschenkinder von Anfang an weniger auf den Zweck von Aufgaben konzentriert als die Primaten, die mittels einer zwar eingeengten, aber stärker objektzentrierten, primitiven “Problemwahrnehmung” zunächst sogar einen Entwicklungsvorsprung gegenüber den Menschen erlangen. Kleinkinder sind also vor allem kommunikativ Lernende, sie lernen über andere und auch ohne zu merken wozu. Dadurch aber, dass sie vorerst den Zwecken enthoben sind, können sie – über das Kollektiv – ihre Mittel spielerisch variieren und praktisch hinterfragen. Indem sie so einen Möglichkeitsraum entfalten, entwickeln sie ihre Fähigkeiten. Ohne solch einen ausgeprägt spielerischen Umgang mit den Mitteln stoßen die stärker zweckfixierten Primaten hingegen bald an die Grenzen ihrer Entwicklung.
Schimpansen sind also viel unmittelbarer mit ihren Problemen verbunden, auf diese festgelegt und daher kaum für höhere und flexibler zu bewerkstelligende Aufgaben zu brauchen. – Diese zweifellos richtige Beobachtung könnte auch als Ausgangspunkt im Rahmen der modernen Managementpsychologie dienen: Ideologisch nicht unbeeinflusst sieht solch eine Psychologie die Flexibilität der Einzelnen und den gemeinschaftlichen Wettbewerb als zentrale menschliche Qualitäten an. Der Mensch wäre von Anfang an auch und gerade bei “sachlichen” Aufgaben kommunikativ tätig, und das nicht nur kooperativ, sondern, als Ausdruck seiner frühzeitig einsetzenden Selbstbehauptung als Individuum, auch konkurrenzierend. Er ahmt nach und vergleicht in einem – und er vergleicht sich mit den anderen. Damit wäre selbst “Konkurrenz” nicht einfach nur als gemeinschaftsbedrohend, sondern immer schon im Sinne der Emanzipation der Einzelnen als gemeinschaftsentwickelnd anzusehen. – Die Menschen verhielten sich also schon im Spiel und beim spielerischen Erlernen von Fertigkeiten wettbewerbsorientiert, sie wollten den anderen nicht nur etwas nachmachen, sie wollten sich mit ihnen messen. Das sehe man nicht zuletzt auch am Sport, der sich vor allem als Wettkampf definiere.
Zweifellos wird man gegen solch eine Argumentation – selbst von der Warte eines sozialbewegten, eines so genannt “harmoniebedürftigen Gutmenschen” aus – nicht wirklich etwas Grundsätzliches einzuwenden haben. Schließlich muss man hier keineswegs das umstrittene “homo homini lupus” oder “Krieg, der Vater aller Dinge” als einen (bis ins Katastrophische reichenden) egoistischen Urgrund aller zivilisatorischer Leistung bemühen, um dem Phänomen der zwischenmenschlichen Konkurrenz und dem Wettbewerb auch positive und der Gemeinschaft förderliche Aspekte abzugewinnen …
Und tatsächlich, selbst die Staaten, die das Kooperative, das Soziale zu ihrem ureigensten Programm gemacht haben, die Staaten des Real Existierenden Sozialismus, hatten dem Wettbewerbsdenken in Gestalt des “sozialistischen Wettbewerbs” eine grundsätzlich positive Rolle zugedacht: Schließlich bedeute ein Leistungsvergleich nicht schon den “grenzenlosen kapitalistischen Konkurrenzkampf”, sondern diene bloß als ein mehr oder weniger selbstzweckhafter Ansporn für gemeinschaftliche Aktivitäten. Des Weiteren zeige der Ausdruck “Wettbewerb”, dass bei diesem Kräftemessen auch unbeteiligte andere – Dritte, welche als solche die Öffentlichkeit repräsentieren – dabei sind. Als Ausdruck von Anerkennung für die Bewerber könnten diese sogar ihr eigenes Spiel betreiben, indem sie, wie das Wort schon besagt, Wetten eingingen. Jedenfalls verleihe das psychisch bedeutsame “Setting der Triangulierung” (und die darin beteiligte Öffentlichkeit) der Auseinandersetzung ihren zivilisierten und friedlichen Rahmen, bei dem es lediglich um eine geregelte Form des Strebens nach gesellschaftlicher Anerkennung ginge. Fairplay sei den Wettbewerben schon von vornherein eingeschrieben. – Dem Begriff “Konkurrenz” fehle hingegen der indirekte Verweis auf die symbolische Ebene der Triangulierung und er verleite damit zu einem gnadenlosen Kampf ohne öffentliche Regeln – im Grunde sogar mit dem Ziel der Vernichtung des Gegners. Es braucht also nicht zu verwundern, dass der Begriff “Konkurrenz” im Real Existierenden Sozialismus nur zur Beschreibung des Kapitalismus verwendet, für den eigenen Bereich aber tunlichst vermieden wurde.
Da aber diese (mehr oder weniger unausgesprochene) gesellschaftliche Diskreditierung des Konkurrenzbegriffs auch im Westen – und hier vor allem bei den sozial motivierten politischen Parteien – ihren Widerhall fand, sah man sich bald veranlasst, ebenfalls nur von Wettbewerb, hier aber natürlich vom “freien Wettbewerb” zu sprechen. – Obwohl damit noch nicht klar war, um wessen Freiheit es sich hier handle, um die der Bewerber oder die der Wettenden, und ob hier eine Freiheit von – und von welchen – Regeln oder um eine für – und für welche – Möglichkeiten gemeint war, erwies sich dieser Begriff von Anbeginn an als erfolgreich und alle schienen zufrieden. Sie waren es gewiss wohl auch deshalb, weil es unter dem Leitbegriff “Wettbewerb” zu dem enormen wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit kam, in der nicht zuletzt der Wohlstand der gesamten arbeitenden Bevölkerung erhebliche Fortschritte machte. Mit Verachtung blickte man auf die zurückbleibende Planwirtschaft des kommunistischen Ostens und sofort hatte man auch eine – zweifellos stimmige – Erklärung zur Hand: Dort nämlich, wo keine freie Öffentlichkeit vorhanden sei, könne mangels einer nachhaltigen gesellschaftlichen Anerkennung auch keine fruchtbare Wettbewerbsaktivität entwickelt werden. Dass aber dem Kommunismus eine dafür wesentliche – und zugleich moralisch fragwürdige – Bevölkerungsgruppe fehlte, nämlich die der Wettenden an den Börsen und ähnlichen Glücksspieleinrichtungen, fand im Rahmen dieser Argumentation wenig Beachtung.
Heute, nachdem der Real Existierende Sozialismus mangels eines (auf welche Weise auch immer) belebenden Wettbewerbs verendet ist, sieht die Problemlage anders aus. Mittlerweile läuft der hyperaktive Westen selbst Gefahr, an seinen permanenten “Belebungsaktivitäten” der Wirtschaft zu straucheln. – Dies, so denke ich, sollte uns einen näheren Blick auf die Semantik des bislang in allen Wirtschaftssystemen hochgehaltenen Begriffs “Wettbewerb” werfen lassen: Bei näherer Betrachtung verweist dieser Begriff nämlich nicht nur auf die Bewerber, die sich im wirtschaftlichen Leistungsvergleich gegenüberstehen. Er lässt darüber hinaus erkennen, dass an dieser Auseinandersetzung auch eine zweite Kategorie von durchaus aktiven Teilnehmern am Werk ist, die der Wettenden nämlich. Auch wenn sie nicht direkt am Bewerb beteiligt sind, sollten diese nicht einfach als passive Zuseher eingeschätzt werden. Schließlich ist der Einwand, dass eine Wette zwar auf einem Bewerb beruhe, letztlich aber als ein darüberstehendes, eigenes Spiel betrachtet werden müsse, nicht mehr zutreffend. Die herkömmliche Ansicht, dass zwar die Wette vom Bewerb, der Bewerb aber nicht von der Wette abhängig sei, kann nämlich heute, in einer Zeit, wo alles und jedes zum Gegenstand eines passenden oder unpassenden Vergleichs gemacht und im Rahmen eines “Rankings” bewertet wird, gewiss nicht mehr aufrechterhalten werden. Es zeigt nicht nur, dass alles – nahezu zwanghaft – unter dem Aspekt eines Wettbewerbs betrachtet werden muss, es ist dies darüber hinaus noch ein Indiz dafür, dass der Wett-Gedanke – sogar gegen die innere Sinnhaftigkeit des konkreten Bewerbes selbst – angewendet werden kann und universell projizierbar ist: Wenn etwa heute ein Lifestyle-Magazin das Ranking “der 100 wichtigsten Österreicher” betreibt, dann wird das allgemein als selbstverständlich hingenommen, obwohl vermutlich niemand die konkreten Inhalte und die spezifischen Kriterien des Bewerbes angeben könnte, auf denen der hierfür angestellte Vergleich beruht.
“Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir”, lautet eine alte humanistische Weisheit. In Zeiten der instrumentellen Vernunft hat sich diese Maxime jedoch bezüglich der späteren Lebensphasen ins Gegenteil verkehrt: “Nicht für das konkrete Ergebnis, für die Bewertung arbeiten wir.” Und vielleicht sollte man noch hinzufügen: “gleichgültig wofür und mit welchen Mitteln”. – Einerseits erfreut sich heute die ursprüngliche Maxime einer größeren pädagogischen Anerkennung denn je und schulische Benotung wird, gerade in den frühen Jahren, auf ein Minimum reduziert. Andererseits scheint es uns kein Problem zu sein, die weitere menschliche Existenz permanenten Rangordnungskämpfen, den “Rankings und Scorings”, zu unterwerfen, sprich ein universell benotetes Leben jenseits der Schule zu führen. Gewohnt die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeiten im Rahmen des Wettbewerbsdenkens voraussetzen zu können, sind wir oft nicht mehr in der Lage, die konkrete Bedeutung der uns zugemuteten Bewertungen in Frage zu stellen und zu reflektieren. Nur wenn die aus den jeweiligen Wett-Gedanken (rück)projizierten Maßstäbe in einen direkten und unmittelbaren Konflikt mit der Sinnhaftigkeit des Bewerteten treten, besteht überhaupt eine Chance, die Unangemessenheit von Wetten zu erkennen. In diesem Sinn wäre etwa Herzmanovsky-Orlandos treffend ironisches Beispiel zu nennen: ein Streichquartett, in dem jeder einzelne Streicher den Ehrgeiz entwickelt, “als Erster fertig zu werden” …
In einer bei weitem größeren und ernsteren Dimension aber lässt sich der projektive Charakter von Wetten (und die damit verbundene realitätsbestimmende Wirkung) an den bis vor kurzem boomenden Aktienmärkten und der florierenden Kapitalspekulation ablesen. Bekanntlich ist heute die Einflussnahme der Shareholder auf die Realwirtschaft stärker denn je – am massivsten wohl in Form der Hedge Fonds und Privat-Equity-Firmen, die zwecks kurzfristiger Gewinne weder vor dem Ruin einzelner Wirtschaftsunternehmungen noch vor der Destabilisierung ganzer Volkswirtschaften zurückschrecken. Natürlich kann – oder vielmehr könnte – der steuernde Einfluss des Finanzkapitals auch positive, die Realwirtschaft belebende, Wirkungen entfalten – man denke nur an die Finanzierung von erforderlichen Entwicklungen. Dies wäre schließlich die ureigenste Aufgabe des Finanzkapitals, welches damit auch nicht einfach mit einem Glücksspiel gleichgesetzt werden kann. Glücksspiele – wie etwa Sportwetten und dergleichen – sind nämlich als Publikumsspiele den eigentlichen Bewerben nur aufgesetzt und sollten diesen im Grunde ohne rückwirkende Einflussnahme gegenüberstehen.
In dem Maße aber, in dem das Finanzkapital nicht mehr die gleichen Interessen verfolgt wie das mit dessen Investitionen wirtschaftende Realkapital (das natürlich, um gesellschaftlich sinnvoll zu sein, selbst im Einklang mit den allgemeinen volkswirtschaftlichen Zielen stehen müsste!), sondern nur mehr seine eigenen entfesselten Pyramidenspiele mit Erwartungen und Erwartungserwartungen an den Börsen betreibt, wird es gefährlicher als jedes einfache Glücksspiel. Dies deshalb, weil ein derart zu einem reinen Spekulationskapital mutiertes Finanzkapital seine von vornherein gegebenen Einflussmöglichkeiten auf die Realwirtschaft für diese rücksichtslos ruinös, für sich selbst aber gewinnbringend einsetzen kann. Damit handelt es sich nicht nur um ein unfaires Glücksspiel mit “gezinkten Karten von Insidern”, hier sind weltwirtschaftliche Kollateralschäden die Folge. Die Immobilienkrise in den USA und die zur Schadensbegrenzung weltweit erforderlichen Bemühungen zur Stützung der Wirtschaft geben uns vielleicht nur einen Vorgeschmack davon, was durch kommende spekulative “Produkte” auf dem Finanzmarkt noch zu erwarten sein könnte.
Fasst man also den Begriff “Wettbewerb” näher ins Auge, so fällt auf, dass sich in ihm kaum merklich der Bedeutungsschwerpunkt vom Bewerb auf die Wette verlagert hat. Er bezeichnet jetzt weniger die durch Wetten angespornten Bewerbe, als das durch die Bewerbe ermöglichte Wetten. Trotzdem geben wir uns bei dem Begriff Wettbewerb noch immer der Illusion hin, es ginge hier bloß um die Ermittlung der besten Bewerber. Indem sich aber im gewohnten Sprachgebrauch das – real dominierende – eigentliche Spiel der Wette unserer Aufmerksamkeit entzieht, kann der Begriff Wettbewerb weiterhin eine euphemistisch verschleiernde Wirkung entfalten. Illusionslos betrachtet zeigt sich hingegen, dass dieser Begriff die komplex wechselwirkenden Verhältnisse der beteiligten Sphären explizit anspricht – und zwar bei weitem besser als der simpel strukturierte Konkurrenzbegriff. In Bezug auf den “wirtschaftlichen Wettbewerb” heißt das dann, dass die Wette, also die Börse und ihre Shareholder, und nicht der Bewerb, also die Realwirtschaft und ihre Betreiber, die Stakeholder, den Ton angeben. Mit dieser Umcodierung und dem darin artikulierten Qualitätsumschlag lässt sich der heutige “Turbo- oder Superkapitalismus”, wie er von verschiedenen Wirtschaftswissenschaftern bezeichnet wird, deutlich darstellen. Seiner logischen Struktur und den Dominanzverhältnissen nach sollte diese Form des Kapitalismus besser noch als “Metakapitalismus” bezeichnet werden: Einerseits benötigt das real wirtschaftende (und sich darüber verwertende) Realkapital, das man somit als ein Kapital erster Ordnung nennen könnte, diverse Finanzinvestitionen – das Finanzkapital also, das damit als ein Kapital zweiter Ordnung zu bezeichnen wäre. Andererseits benötigt auch das Finanzkapital die reale Wirtschaft, um sich darüber mehrwertschöpfend zu verwerten. Auf Grund dieser Verflechtung sind bei einem schwachen Wirtschaftswachstum, wie seit längerem im Westen, die einfachen realwirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten des Finanzkapitals gering. Das Finanzkapital wird damit veranlasst, sich immer intensiver in spekulativen Bereichen zu verwerten, wobei zu einer “realitätskonformen” Rechtfertigung der erhöhten spekulativen Erwartungen (mit denen ja gehandelt wird) auch vermehrt Einfluss auf die Realwirtschaft genommen werden muss. Da diese den Druck von Seiten der Börse jedoch nicht einfach durch ein erhöhtes Wachstum ausgleichen kann, sind massive und realwirtschaftlich gewiss nicht immer sinnvolle Maßnahmen die Folge. Sie reichen von Rationalisierung, Betriebsverlagerung, feindlicher Übernahme bis hin zu Betriebsauflösung, Filetierung und dergleichen. Gegenüber diesen spekulativen Auswirkungen im herkömmlichen Produktionskreditsektor hat die derzeitige Immobilienblase darüber hinaus noch gezeigt, dass die von vornherein realwirtschaftlich unproduktiven (sich aber durch steigende Bewertung “selbstfinanzierenden”) Konsumentenkredite dem Finanzkapital direkte und rasante Spekulationsgewinne ermöglichen – wenn auch nur im Rahmen eines früher oder später daraus resultierenden und mit Gewissheit platzenden Pyramidenspiels. – Wie auch immer, so oder so wird heute eine vom Finanzkapital spekulativ gesteigerte Form der Kapitalverwertung betrieben, welche die einfache realkapitalistische Verwertung (und deren begrenzte spekulative Möglichkeiten) von einer übergeordneten, einer Meta-Position aus beherrscht. – Schließlich bleibt hier noch anzumerken, dass von den natürlich ebenfalls miteinander konkurrierenden Finanzkapitalien (bei Strafe des eigenen Untergangs) Geschäfte unternommen werden müssen, die sogar absehbar auf einen Zusammenbruch zusteuern – wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, und – wie es im Wege von Derivaten versucht wurde – auf Kosten der jeweils anderen …
Natürlich kann auch das demgegenüber biedere Realkapital keineswegs heilig gesprochen werden. Dass der realwirtschaftliche Wettbewerb einer Kontrolle bedarf, wurde allerdings schon vor Jahrzehnten erkannt und – wenn auch unzureichend – mit der Implementierung eines Kartellrechts sowie der Einrichtung von Wettbewerbskommissionen und -behörden beantwortet. Man mag über die Wirksamkeit dieser Kontrollen unterschiedlicher Meinung sein. Prinzipiell jedoch können solche Maßnahmen, die auf der Ebene des Bewerbes (der Wirtschaft) ansetzen, aber nicht genügend auf jener der Wette (der Spekulation) eingreifen, keinen hinreichenden Schutz vor den äußerst einfallsreichen neuen Formen von Spekulation bieten. Hier gilt es von vornherein ein entsprechendes Instrumentarium auf internationaler Ebene zu entwickeln, weil dafür gewiss nur eine überregionale top-down-Strategie der Reglementierung erfolgreich sein kann. Andernfalls wird sich auch das vom Staat derzeit “gerettete” Finanzkapital (und dessen Gewinne) wieder in die höheren Sphären nebuloser Spekulation verflüchtigen und immer neue “meta-taktische” Spiele zur Gewinnabschöpfung erfinden.
Gleichgültig ob man sich also nach einer Wirtschaft jenseits des Kapitalismus sehnt oder das Kapital nur “zähmen” möchte, eines muss klar sein: Um auch nur den Bedingungen der Lösungsmöglichkeiten näher zu kommen, ist zuallererst der freie Himmel der unbegrenzten Spekulation dicht zu machen. Nur so wird einer spekulativ verursachten Verelendungsdynamik ganzer Volkswirtschaften Einhalt geboten werden können. Schließlich sollten wir uns auf den illusionslosen logischen Hintergrund des Satzes: “Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut!” – ohne dessen geradezu zynisch anmutender Hoffnung für die Gesamtbevölkerung – rückbesinnen. “Geht’s der Wirtschaft schlecht, geht’s uns allen schlecht!”, ist nämlich das Einzige, was der Allgemeinheit mit Gewissheit gesagt werden kann. – Spekulationsbegrenzende Maßnahmen sind daher vorrangig zu setzen – und das bevor man sich immer nur, wie so manche sozial engagierte politische Parteien, um einen mehr oder weniger gerechten “Finanzausgleich” zwischen den ohnehin vom Spekulationskapital Deklassierten kümmert, damit aber von den eigentlichen, nämlich von den der Eigendynamik des Kapitals entspringenden und derzeit wieder ausufernden Problemen ablenkt.
Published 26 May 2009
Original in German
First published by Wespennest 155 (2009)
Contributed by Wespennest © Peter Moeschl / Wespennest / Eurozine
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