Reinhold Vetter

(b.1946) is eastern Europe correspondent for the Handelsblatt.

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Turbulenzen und Konsequenzen

Importierte Wirtschaftskrise in Ostmittel- und Südosteuropa

Zum ersten Mal seit der Wiedereinführung der Marktwirtschaft vor zwanzig Jahren müssen sich die Staaten Ostmittel- und Südosteuropas mit den massiven Folgen einer internationalen Finanzmarktkrise auseinandersetzen. Besonders betroffen ist Ungarn, das wegen einer negativen Leistungsbilanz, einer hohe Staatsverschuldung, geringer Währungsreserven sowie einer hohen öffentlichen und privaten Verschuldung besonders anfällig war. Gut kam bis jetzt die Slowakei weg, wo der Abzug internationalen Kapitals die Währung nicht unter Druck brachte. Estland und Lettland werden hingegen in die Rezession stürzen, da der kreditfinanzierte Konsum zusammengebrochen ist. Die Bankensysteme erwiesen sich jedoch in der gesamten Region als recht stabil, weil Hochrisikopapiere keine Rolle spielten. Die realwirtschaftlichen Folgen sind zu einem guten Teil auf den Einbruch der Nachfrage aus dem Ausland zurückzuführen. Somit werden die ostmittel- und südosteuropäischen Staaten von einer Krise getroffen, an der sie kaum Schuld tragen.

Wer sind die wahren Europäer?

Ostmitteleuropa und die EU-Krise

Das drohende Scheitern der Ratifizierung des EU-Verfassungsvertrages und die tiefe Krise der Europäischen Union bedeuten für die neuen EU-Mitgliedstaaten in Ostmitteleuropa eine Zäsur und eine neue Herausforderung zugleich. Die Verantwortlichen in Warschau, Prag, Bratislava und Budapest spüren, daß auch sie nicht zur Tagesordnung übergehen können. In der Europadebatte geht es nun nicht mehr nur um das Für und Wider des Verfassungsvertrages, sondern um die künftige Gestalt der Union. Soll es zusätzliche Erweiterungen geben? Welche Integrationsschritte wären die Voraussetzung dafür? Und wer wird künftig Motor der Integration sein? Vieles spricht dafür, daß Ostmitteleuropa künftig stärker als europäisches Reformzentrum wirken wird.

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