Pjöngjang liegt nicht am Tigris
Nordkorea und USA im atomaren Gleichgewicht
Die Krise auf der koreanischen Halbinsel kann nur auf dem
Verhandlungswege beigelegt werden. Zwar hat Nordkorea die Spannungen
durch seinen Rückzug vom Atomwaffensperrvertrag angeheizt, aber das
Regime Kim Jong Il dürfte damit vor allem die Absicht verfolgen,
sich gegen einen militärischen Erstschlag zu schützen. Dieser
Schutz wurde Pjöngjang in einer Geheimklausel des Abkommens von
1994 mit der Clinton-Regierung zugesichert, durch die neue
Militärdoktrin der Bush-Regierung aber praktisch widerrufen. Doch
eine militärische Aktion der USA gegen Nordkorea würde die ganze
Region in einen Krieg stürzen. Deshalb hält die Regierung Roh Moo
Hyun in Südkorea an der Politik der Aussöhnung mit dem Norden
fest. Und auch Japan hält nichts von einer zu harten Haltung der
USA gegenüber Nordkorea.